Wachstumschancen ergreifen
Eine Unternehmensübernahme oder -beteiligung kann das eigene Wachstum beschleunigen. Doch gerade bei besonders attraktiven Übernahmekandidaten ist Geschwindigkeit manchmal erfolgsentscheidend. Gut, wenn dann die Finanzierung schon steht.
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Mit Unternehmenskäufen, englisch Mergers & Acquisitions (M&A), können sich Unternehmen in kurzer Zeit ganz neue Produktbereiche erschließen, neue regionale Märkte erobern, die eigene Wertschöpfungskette erweitern. Zwischen 1.000 und knapp 3.500 M&A-Deals wurden in Deutschland seit 1991 nach Angaben von Statista jährlich abgeschlossen. Übernahmen und Beteiligungen können eine Ergänzung der organischen Wachstumsstrategie sein und helfen, die eigene Marktposition zu behaupten und zu stärken.
Erfolgsfaktor Geschwindigkeit
Oft ist bei M&A-Transaktionen nicht allein der Kaufpreis entscheidend, sondern auch die Umsetzungsgeschwindigkeit. Käufer wollen möglichst rasch die Vorteile des Zukaufs realisieren. Aber auch Verkäufer haben oft wenig Interesse an einem langen Verkaufsprozess. In einer Notsituation kann ein schneller Verkauf das Überleben sichern, in einer starken Wachstumsphase droht keine Zwangspause. In jedem Fall hält ein schneller Abschluss das Management nicht so lange vom anspruchsvollen Tagesgeschäft ab.
Eine klare Akquisitionsstrategie und eine flexible Finanzierungsbasis helfen Käufern, M&A-Deals schnell umzusetzen. Mit einer durchdachten M&A-Strategie können schon vorab die Finanzierungsweichen gestellt werden.
BEISPIEL PharmaSGP
So macht es auch die PharmaSGP Holding SE. Das börsennotierte Wachstumsunternehmen hatte im Sommer 2021 gleich vier Produktmarken aus dem Hause GlaxoSmithKline (GSK) übernommen. Dadurch erweitert PharmaSGP das eigene Produktangebot um weitere Marktführer. Finanziert wurde die Übernahme mit einer unbesicherten Bankenfinanzierung über 85 Millionen Euro. Doch diese Finanzierung war nur eine Interimslösung, denn schon bald wurde der Kredit in eine Konsortialfinanzierung von insgesamt vier Banken mit einer Laufzeit von fünf Jahren überführt. Die DZ BANK hat mit Abschluss der Konsortialverträge den Lead im Konsortium übernommen.
Ein Konsortialkredit, bei dem mehrere Banken unter einem Kreditvertrag eine Finanzierung zu einheitlichen Bedingungen bereitstellen, ermöglicht eine hohe Finanzierungssumme, hält aber zugleich den organisatorischen Aufwand beim Unternehmen relativ klein. Statt mehrere bilaterale Linien managen zu müssen, kümmert sich der Konsortialführer um die Kommunikation und Abstimmung mit den anderen Banken. Das sorgt für Stabilität in der Finanzierung über die gesamte Laufzeit.
Konsortialkredit mit Extra
Doch die Übernahme der vier GSK-Produktmarken soll nur der Anfang sein, PharmaSGP prüft laufend weitere Zukäufe. Damit das bayerische Unternehmen aber dazu keinen neuen Kreditvertrag verhandeln muss, hat es bereits im Rahmen des Konsortialkredits eine sogenannte „Hunting Line“ vereinbart. Im Rahmen dieser Hunting Line darf PharmaSGP unter vorher definierten Rahmenbedingungen auch Akquisitionen finanzieren. Sollte es zu Abweichungen kommen, muss neu verhandelt werden. Die Schattenseite für den Kunden: In Höhe des nichtgenutzten Teils ist eine Bereitstellungsprovision zu zahlen und die erhofften Targets sind oftmals leider nicht am M&A-Markt verfügbar. Der unschlagbare Vorteil der Hunting Line ist aber die hohe Transaktionssicherheit, falls das Target die definierten Kriterien erfüllt.
„Mit diesem Konsortialkredit, der auch für Akquisitionen genutzt werden darf, kann das Unternehmen auch größere Wachstumssprünge schnell umsetzen und ist den Mitbietern möglicherweise einen Schritt voraus“, sagt DZ BANK-Syndizierungsexperte Ulrich Kittmann. „Das Mehr an Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit im Transaktionsfall ist für unsere Strategie sehr wichtig“, betont PharmaSGP-Finanzvorstand Michael Rudolf. „Wir prüfen den Markt laufend nach Opportunitäten – und wollen verhindern, dass eine sinnvolle Übernahme am Ende an Verzögerungen bei der Akquisitionsfinanzierung scheitert.“
Weitere Finanzierungsoptionen
Der Konsortialkredit ist nicht die einzige Möglichkeit, eine Übernahme oder Beteiligung zu finanzieren. Darum sollten sich alle Unternehmen, die anorganische Wachstumschancen realisieren möchten, mit ihren Optionen befassen. Welche Kaufpreissummen könnten benötigt werden? Wie rasch könnte der Kredit zurückgeführt werden, welche Sicherheiten können gestellt werden? Was darf der Kredit kosten und wie lange sollte die Finanzierung laufen? So könnte auch eine Mezzanine-Finanzierung interessant sein, wie sie viele mittelständische Unternehmen zur Wachstumsfinanzierung einsetzen. Diese lässt sich in Bezug auf Laufzeit und Tilgungsfreiräume meist flexibel verhandeln. Auch eine Eigenkapitalfinanzierung durch einen Finanzinvestor ist eine Möglichkeit. Hier gibt der Altgesellschafter zwar Anteile (und Stimmrechte) ab, nimmt aber dafür oft einen sehr transaktionserfahrenen Gesellschafter an Bord. Auch das kann helfen, den nächsten Wachstumssprung zu finanzieren.
Ulrich Kittmann von der DZ BANK weiss:
„Die optimale Finanzierungsstruktur hängt vor allem vom geplanten Verschuldungsgrad, dem sogenannten ‚Leverage‘ ab Unabhängig von der Finanzierungsart gilt aber: Mit einer M&A-Transaktion kann das Unternehmen schnell neue Märkte erobern oder Angebotslücken schließen.“
Damit der Sprung nicht an der Finanzierung scheitert, ist es empfehlenswert, sich damit frühzeitig zu befassen und eine Obergrenze des Leverage nach der Akquisition zu definieren. Auch wenn eine Hunting Line heute Geld kostet, kann eine verpasste Wachstumschance schnell teurer werden.