Teil 2 unserer Serie über die Generation New Work
Vom Suchen und Finden des Sinns
von
Unternehmen legen sich ins Zeug, um junge Talente für sich zu gewinnen. Die wiederum haben Arbeit für sich neu definiert – doch was genau wünschen sie sich von ihrem Job?
In der Arbeitswelt der Gegenwart findet zur Stunde ein Wettkampf statt – und zwar einer, der völlig eigenen Regeln folgt. Der sogenannte War for Talents ist mit harten Bandagen nicht zu gewinnen. Was es braucht, sind Soft Skills.
Das Kernproblem: Durch den Mangel an Mitarbeitenden sind in deutschen Unternehmen aktuell mehr als eine Million Stellen branchenübergreifend unbesetzt. Mit Blick auf die demografische Entwicklung ist keine Besserung in Sicht. Die Konsequenz ist ein Paradigmenwechsel: So sind es schon jetzt die Unternehmen, die sich bei den Talenten bewerben müssen – woran sich längst noch nicht alle gewöhnt haben. Allein, es führt kein Weg daran vorbei. Und diese Entwicklung, das darf man so sagen, ist in der Summe für alle Beteiligten ein Gewinn.
Denn die Generationen Y und Z wissen genau, was sie nicht wollen: die Arbeitswelt ihrer Eltern, in der die Vereinbarkeit von Job und Privatleben oft wie eine Frage der Belastbarkeitsgrenze scheint. Der Gegenentwurf ist New Work, eine neue Arbeitswelt, in der das Gros der jungen Menschen Arbeit für sich, kurz gesagt, so definiert: Es ist eine Suche nach Sinn statt nach Status. Und es ist nun an den Arbeitgebern, sich ins Zeug zu legen, um ihnen diesen Sinn auch wahrhaftig zu bieten.
„Meine Eltern haben vorgelebt, dass Arbeit eine Belastung ist, an der man nicht viel ändern kann. Das will ich für mich nicht hinnehmen.“ Veronika Büchele
Stress als Normalität? Nein danke.
„Meine Eltern haben vorgelebt, dass Arbeit eine Belastung ist, an der man nicht viel ändern kann“, sagt Veronika Büchele. „Das will ich für mich nicht hinnehmen.“ Die 28-Jährige ist als Junior Recruiterin bei der Serviceplan Group tätig, der größten inhabergeführten Agenturgruppe Europas. Dort hat die Absolventin eine Welt vorgefunden, die mit ihren Befürchtungen nichts zu tun hatte. „Ich komme tatsächlich genauso gern zur Arbeit, wie ich in mein Wochenende starte“, sagt sie.
Vor Kurzem ist Veronika, so wie rund 1.700 Kolleginnen und Kollegen, mit ihrem Arbeitgeber in das neue Münchner Office von Serviceplan eingezogen: ein dreiteiliges Gebäude im Herzen der Stadt, das mit einer Komposition aus Workspaces, Design und Kunst den Zeitgeist atmet; zugleich ist es eines von zahlreichen „Houses of Communication“ der global aktiven Agenturgruppe – ein Konzept, mit dem Serviceplan im War for Talents neue Maßstäbe setzt.
Im Mittelpunkt steht auch in München die gelungene Employee Journey: eine aktivitätsbasierte Arbeitsorganisation, die den Job zu einem so freundlichen wie abwechslungsreichen Gesamterlebnis machen soll. Ob draußen oder drinnen, ob allein oder in Gesellschaft – nicht einmal die Chefetage hat im Münchner „House of Communication“ noch ein festes Büro. „Ich kann manchmal nicht glauben, dass das wirklich mein Arbeitsplatz ist und kein Luxushotel“, sagt Veronika.
„Ich will für mich selbst arbeiten, nicht nur für andere“
Auch der 26-jährige Jack Bennett hat hier seinen Job gefunden, und auch er hatte sich früher mal Sorgen gemacht. „Meine Mutter arbeitet wahnsinnig viel“, sagt Jack. „Davor habe ich großen Respekt, aber mir selbst ist Zeit für mich wichtiger.“ Er befürchtete, im Arbeitsleben kaum noch Freizeit zu haben, zudem schienen die Möglichkeiten endlos: „Den Master in Psychologie machen, Sternekoch werden oder doch vielleicht berühmt über TikTok?“, sagt er und lacht. Inzwischen ist er Trainee im Bereich Client Consulting bei der Serviceplan-Tochter Mediaplus: „Ich werde hier wahrgenommen als der Mensch, der ich bin. Das ist mir von Anfang an positiv aufgefallen“, sagt er.
Eine zentrale Rolle, wenn es um die Generation New Work geht, spielen die Personalverantwortlichen. Denn die Profis aus den Bereichen Recruiting und HR Business kommen den Kandidat:innen und Mitarbeitenden am nächsten. „Wir kennen die Ansprüche und Wünsche, aber auch die Sorgen der jungen Generationen aus erster Hand“, sagt Barbara von Aufschnaiter, die bei Serviceplan für das Recruiting verantwortlich ist. „Ein Schlüsselwort ist Flexibilität, also ein vertrauensvoller Umgang mit Arbeitszeiten, sodass genug Zeit für private Interessen bleibt.“
New Work heißt auch, dass die High Potentials wissen, wie wertvoll sie für die Unternehmen sind. Entsprechend selbstbewusst sind sie, die Ansprüche an ein gesundes Arbeitsleben auch einzufordern. „Ich arbeite gern, aber manchmal brauche ich einfach Ruhe und Zeit für mich“, sagt Jack. „Dann will ich das Handy weglegen, mir Zeit für mich nehmen und an mir arbeiten statt für andere.“ Dass sein Arbeitgeber dafür Verständnis hat, macht den Job für ihn doppelt attraktiv.
New Work, auch das wird am Beispiel von Serviceplan klar, ist nicht nur eine feine Balance zwischen Arbeit und Freizeit, sondern auch zwischen Vertrauen und Eigenverantwortung. Denn, ganz wichtig: „New Work bedeutet natürlich nicht, dass kaum jemand noch richtig arbeiten muss“, sagt Barbara von Aufschnaiter. „Es geht vielmehr darum, den Druck rauszunehmen und Arbeit flexibel zu gestalten.“ Neue Regeln eben, die mit der alten Härte der Kernarbeitszeit nichts mehr zu tun haben. „Vertrauensarbeitszeit“ nennt es die Recruiting-Chefin.
Nicht weniger Arbeit, aber flexibler verteilt
Für die High Potentials wird es zunehmend normal, dass der Job sich in ihr Leben integriert, mit genug Zeit für Familie, Freunde, Hobbys. Gleichzeitig – und das ist ein entscheidender Faktor – möchten sie auch am Arbeitsplatz selbst Raum und Zeit für persönliche Begegnungen vorfinden. Arbeiten gehen, das heißt aus der Perspektive junger Menschen auch, soziale Bindung zu erfahren. Wenn diese Bindung dann auf das Unternehmen übergeht und Mitarbeitende lange erhalten bleiben, ist alles gewonnen. Mit dem Konzept der „Houses of Communication“ hat die Agenturgruppe weltweit Orte geschaffen, an denen das möglich ist, weil das Prinzip New Work für alle aufgeht.
„Wir haben es mit einer sehr spannenden Generation zu tun, von der wir viel lernen können“, sagt Barbara von Aufschnaiter. „Nun kommt es darauf an, diese Lernmöglichkeiten auch zu nutzen und dabei vor allem nicht stehen zu bleiben.“ Oder anders gesagt: New Work ist so viel mehr als ein War for Talents – denn nach dem Gewinnen ist noch lange nicht Schluss.
Die neue Arbeitswelt ist voller Perspektivwechsel: Junge Talente wünschen sich Flexibilität statt Einheitsregeln und Emotion statt Hierarchie. Doch womit können Arbeitgeber wirklich punkten – und wer macht vor, wie es geht? In unserer dreiteiligen Serie „Generation New Work“ zeigen wir, was die Gegenwart prägt und was die Zukunft bringt.