Perspektiven – eine Serie über die wichtigsten Themen unserer Zeit
Teil 8:
Vom Vorsprung grüner Vorreiter
Über Unternehmen, die ihre nachhaltigen Stärken schon heute als Vorteil im Wettbewerb ausspielen
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Eine Initiative von:
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Klimakrise, Ressourcenknappheit und gesellschaftlicher Wandel fordern Unternehmen heraus. Um für Umwelt und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen, müssen sie sich strategisch neu aufstellen. Beispiele aus ganz unterschiedlichen Branchen zeigen, wie sich Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg vereinen lassen.
Unternehmen positionieren sich neu und entwickeln langfristig tragfähige Strategien für die Zeit des Klimawandels. Sie lernen, auf komplexe Veränderungen nicht nur zu reagieren, sondern sie aktiv zu gestalten: indem sie Geschäftsmodelle neu denken, auf Innovationen setzen und ökologische, soziale sowie ökonomische Interessen in Einklang bringen. Drei Unternehmen berichten, wie sie ihren jeweils ganz eigenen Weg gefunden haben.
Bei Schwalbe, einem der führenden Hersteller von Fahrradreifen, fährt die Nachhaltigkeit auf jedem Kilometer mit. Hinter der weltweit bekannten Marke steht die Ralf Bohle GmbH mit Sitz im nordrhein-westfälischen Reichshof. Hier setzt man auf langlebige und umweltverträgliche Materialien, emissionsarme Produktion und vor allem auf Kreislaufwirtschaft. Wie sich das auf die Produkte auswirkt, zeigt sich beispielsweise am Fahrradreifen „Marathon” von Schwalbe, den es bereits seit 1983 gibt. „Seit jeher punktet er mit Qualität und Langlebigkeit, und dies haben wir durch den Aspekt der Kreislaufwirtschaft erweitert“, erklärt Schwalbe CSR-Manager Jens Timmerbeil. 2015 startete Schwalbe das erste Recyclingprogramm für Fahrradschläuche, 2021 folgte das erste Reifenrecycling. „Unser Ziel ist die Entwicklung von Produkten, die vollständig aus erneuerbaren und recycelten Materialen bestehen“, sagt er. Der 2023 vorgestellte „Green Marathon” ist die konsequente Weiterentwicklung und ein Paradebeispiel für diese Nachhaltigkeitsstrategie: Er besteht zu 80 Prozent aus recycelten und erneuerbaren Materialien, ersetzt sein Vorgängermodell zum gleichen Preis und ist eines der meistverkauften Modelle von Schwalbe. Inzwischen hat Schwalbe 70 Prozent seines Sortiments auf Kreislaufreifen umgestellt.


Vom Acker bis zur Arbeitskultur nachhaltig
Nachhaltigkeit zeigt sich nicht nur auf dem Asphalt, sondern auch auf dem Acker. Von der regionalen Produktion und kurzen Transportwegen bis hin zum ressourcenschonenden Wirtschaften: Bei der Mählmann Gemüseanbau GmbH aus Cappeln in Niedersachsen ist Nachhaltigkeit tief in der Unternehmensstrategie verankert. Was vor mehr als 40 Jahren als kleiner Familienbetrieb begonnen hat, ist heute einer der führenden Gemüsebauern Deutschlands. „Wir setzen moderne Technologien wie Tröpfchenbewässerung und digitale Feldüberwachung ein, um Wasser und Düngemittel bedarfsgerecht zu nutzen“, sagt Seniorchef Wolfgang Mählmann. Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte verbessern nicht nur die Bodenqualität, sondern sichern auch langfristige Erträge.
Für den Gemüsebauern ist Abfall ein großes Thema. Die Bemühungen, ihn so weit wie möglich zu vermeiden, beginnen bereits auf dem Feld. Ein Beispiel: „Kontrollen vor der Ernte und moderne Techniken bei der Ernte helfen, Ware, die von handelsüblichen Standards abweicht und somit schlecht oder gar nicht verkäuflich ist, zu reduzieren oder gar zu vermeiden“, erläutert Mählmann. Nachhaltigkeit erstreckt sich hier, im landwirtschaftlich geprägten Oldenburger Münsterland, auch auf die Mitarbeitenden: Faire Arbeitsbedingungen, transparente Kommunikation und Weiterbildungsangebote „führen zu einem starken Wir-Gefühl, das uns als Arbeitgeber attraktiv macht“, so Mählmann. Er ist überzeugt: „Die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens profitiert direkt von dieser nachhaltigeren Ausrichtung: Effiziente Prozesse, regionale Wertschöpfung und langjährige Partnerschaften sichern die Wettbewerbsfähigkeit und schaffen Vertrauen bei Kunden, Konsumenten und Mitarbeitenden.“
Effizienz und Klimaneutralität zahlen sich langfristig aus
Auch für Christian Wehrle ist Nachhaltigkeit nichts Neues. Der CEO des Sindelfinger Kälte- und Klimatechnikherstellers Bitzer bezeichnet sie als Teil der DNA des Unternehmens: „Wir setzen konsequent auf natürliche Kältemittel wie CO2, Ammoniak, Propan oder Butan. Diese sind zwar im Handling anspruchsvoller, aber sie zerstören nicht die Ozonschicht und wirken nicht als starkes Treibhausgas.“ Er betont, dass Bitzer nicht nur technologische Lösungen anbietet, sondern auch auf Wissenstransfer setzt: „Wir investieren sehr viel in Information und haben Schulungszentren auf allen Kontinenten eingerichtet, um unsere Kunden – und deren Kunden – weiterzubilden.“ Denn diese müssten oft erst einmal verstehen, wie die Technik funktioniert, worauf es beim Betrieb der Anlagen ankommt und welchen gesellschaftlichen und ökologischen Einfluss die Wahl des richtigen Kältemittels hat. Für Wehrle ist Nachhaltigkeit bei Bitzer aber nicht nur ein soziales oder ökologisches Ziel, sondern auch eng mit dem ökonomischen Erfolg verknüpft: „Natürlich müssen wir auch wirtschaftlich erfolgreich sein. Aber genau deshalb investieren wir in innovative Technik und Wissenstransfer.“ Er ist sich sicher: „Effizienz und Klimaneutralität zahlen sich langfristig aus.“ Vor einem Szenario warnt er allerdings: dass einseitig strenge ESG-Regulierungen in Europa zu Wettbewerbsnachteilen führen könnten, wenn andere Regionen der Welt nicht nachziehen. „Wenn wir uns Hürden auferlegen, die unsere Produkte zu teuer machen, dann kauft sie außerhalb Europas keiner mehr“, warnt er. Dass sie eigentlich besser sind, spiele dann keine Rolle. Nachhaltigkeit bedeute für ihn deshalb nicht nur Umweltschutz, sondern auch die Fähigkeit, langfristig Arbeitsplätze zu sichern.
Wer bereit ist, neue Wege zu gehen und Nachhaltigkeit ganzheitlich zu denken – vom Produkt bis zur Unternehmenskultur –, stärkt nicht nur seine eigene Zukunftsfähigkeit, sondern gestaltet aktiv die Transformation der Wirtschaft mit. Denn echte Veränderung beginnt dort, wo Überzeugung auf konkretes Handeln trifft. Und sie zeigt: Ökologische Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg schließen sich nicht aus – ganz im Gegenteil.
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