China ist inzwischen die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Bei den ausländischen Direktinvestitionen liegt das Land mittlerweile sogar auf Platz eins. Und in der Greater Bay Area gelten bei der Einkommensteuer geringere Steuersätze als im übrigen China.
Ausländische Investoren fassen wieder Vertrauen in die chinesische Wirtschaft. Von Januar bis Juni 2021 beliefen sich die Direktinvestitionen (FDI) auf 607,8 Milliarden Yuan (80 Milliarden Euro), wie Daten des chinesischen Handelsministeriums zeigen. Das entspricht einem Anstieg von 28,7 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2020. Damals sanken die FDI in China aufgrund der Corona-Krise um 1,3 Prozent.
Besonders rasch nahmen die ausländischen Direktinvestitionen in den High-Tech-Branchen zu, wo sie um 42,7 Prozent zulegten. In den Service-Industrien erhöhten sich die FDI um 33,4 Prozent. Am stärksten stiegen die Investitionen aus den Asean-Staaten, die um gut 50 Prozent in die Höhe schnellten. Unternehmen aus der EU erhöhten ihre FDI in China im ersten Halbjahr 2021 um zehn Prozent.
Förderung von Zukunftsbranchen
Die chinesische Regierung will insbesondere die Ansiedelung von Zukunftsbranchen fördern. Unternehmen aus den Hochtechnologien müssen lediglich 15 Prozent Körperschaftsteuer zahlen statt der üblichen 25 Prozent. Es werden zwei Kategorien unterschieden – die sogenannten High and New Technology Enterprises (HNTE) sowie die Technology Advanced Service Enterprises (TASE). Für die Anerkennung als HNTE oder TASE können sich auch ausländische Investoren qualifizieren. Maßgebliche Kriterien sind unter anderem die Forschungsintensität der Unternehmen und der Anteil der Beschäftigten, die über einen Hochschulabschluss verfügen. Die Firmen müssen in einer von acht definierten Branchen tätig sein, wozu beispielsweise Elektronik, neue Werkstoffe und erneuerbare Energien zählen.
Die Regierung bietet Unternehmen, die in der Greater Bay Area investieren wollen, eine weitere Vergünstigung: Bei der Einkommensteuer gelten in dieser Region geringere Steuersätze als im übrigen China. Dies ist besonders verlockend für hochqualifizierte Spezialisten, die die Investoren aus ihren Heimatländern mitbringen. Es ist sicherlich zu berücksichtigen, dass die steuerlichen Abzugsmöglichkeiten in China generell geringer sind als in Deutschland.
Schritt für Schritt reduziert werden die Beteiligungsgrenzen, die für einige Branchen eingeführt wurden. So konnten ausländische Autohersteller in China bislang nur in Form von Joint Ventures aktiv werden, an denen Staatsbetriebe mit mindestens 50 Prozent beteiligt waren. Diese Einschränkungen sind für die Produktion von Pkw mit Elektroantrieb sowie für Nutzfahrzeuge bereits aufgehoben worden. 2022 entfallen die Beteiligungsgrenzen auch bei konventionellen Personenwagen. Die Lockerung gilt freilich nicht für bereits bestehende Gemeinschaftsunternehmen.
Nicht wenige Auslandsinvestoren gehen allerdings freiwillig Joint Ventures mit Staatsbetrieben ein, auch wenn sie dann die Gewinne teilen müssen. Denn der Partner erleichtert den Zugang zu Kunden und Lieferanten. Er hilft ebenfalls, qualifizierte Arbeitskräfte anzuwerben, die in einigen Regionen außerordentlich knapp sind. Auch die staatlichen Banken geben lieber Kredit, wenn ein einheimischer Partner mit im Boot ist.
Bei einer Finanzierung in lokaler Währung haben die Unternehmen natürlich Alternativen zum Bankkredit. Seit mehreren Jahren können ausländische Investoren in China Anleihen in Yuan begeben. Werden solche Titel in Hongkong emittiert, heißen sie Dim Sum Bonds. Yuan-Anleihen, die von ausländischen Unternehmen auf dem chinesischen Festland begeben werden, sind als „Panda Bonds“ bekannt.
Die rechtlichen Grundlagen unterscheiden sich jedoch in vielen Punkten. Das Zivil- und Wirtschaftsrecht Hongkongs orientiert sich weitgehend am Rechtssystem Großbritanniens. Es ist verhältnismäßig einfach, in der Sonderwirtschaftszone eine Anleihe zu begeben. Mehrere deutsche Großunternehmen haben diese Möglichkeit in den vergangenen zehn Jahren bereits genutzt, darunter Volkswagen, Bayer und die KfW-Bankengruppe. Das Volumen des Dim-Sum-Markts belief sich 2020 auf umgerechnet rund 35 Milliarden Euro