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Greater Bay Area
Mobile Payment

Ohne Handy geht (fast) nichts mehr

Bezahlen mit dem Smartphone? Vor allem ältere Menschen in Europa möchten ihr Bargeld nicht missen. In der südchinesischen Greater Bay Area dagegen tragen die Menschen längst oft kein Portemonnaie mehr mit sich. Egal ob im Supermarkt, im Taxi oder im Restaurant, bezahlt wird per Handy und QR-Code. Ein Blick in die Welt von AliPay und WeChatPay…

In der chinesischen Millionenmetropole Guangzhou U-Bahn fahren? Dank englischsprachiger Beschilderung ein Kinderspiel – vorausgesetzt, man findet den einen, letzten, einsamen Automaten in der Ecke der Station, der noch Bargeld nimmt. Mal schnell in Shenzhen einen Kaffee kaufen? Auch das kann schwierig werden, denn mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Coffee-Shop schon gar nicht mehr richtig mit Wechselgeld ausgestattet. Selbst im Taxi sorgt Bargeld längst für Stirnrunzeln. Die Alternative zu Scheinen und Münzen ist auf dem Handy versteckt: Nahezu alle erwachsenen Chinesen nutzen mittlerweile sogenannte „mobile wallets“ – mehr als 90 Prozent aller Bezahlvorgänge in China wurden 2020 digital erledigt – und das nicht nur bei Online-Shoppingtouren. Zum Vergleich: In Deutschland verwenden laut einer aktuellen Umfrage des Statista Global Consumer Surveys gerade mal zehn Prozent der befragten 18- bis 64-Jährigen Mobile Payment – allerdings mit steigender Tendenz.

Irene Zeng, Head of Global Liquidity and Cash Management, HSBC China
Die COVID-19-Pandemie hat die Akzeptanz mobiler Zahlmethoden beschleunigt. Schon aus Hygienegründen wurden die Menschen angehalten, lieber digital zu bezahlen.

Mit wenigen Klicks zum Mobile Wallet

Doch wie funktioniert das eigentlich? Um digital zu bezahlen, braucht man ein chinesisches Bankkonto, eine chinesische Telefonnummer, mobilen Internetzugang und ein Smartphone. Und natürlich die passende App, die man im Google Playstore oder im App Store findet. Die mit Abstand wichtigsten Anbieter mobiler Zahlmethoden, der „mobile wallets“, sind Alipay von Alibaba und WeChatPay von Tencent. Ist die App mit dem Bankkonto verbunden und die Identität überprüft, kann es sofort losgehen. Egal ob an der Eisbude, im Restaurant oder an der Supermarktkasse, bezahlt wird dann mit wenigen Klicks. Meist generiert der Kunde selbst einen Strichcode, der vom Verkäufer mit einem Scanner gelesen wird. Logos und QR-Codes an der Kasse zeigen dabei auf den ersten Blick, ob und mit welcher App man zahlen kann. Die Chance, auf einen Laden zu treffen, der keine App akzeptiert, liegt mittlerweile allerdings nahe null. Sogar ein paar Äpfel auf dem Markt bekommt per mobile wallet, denn praktischerweise hat auch umgekehrt jeder Nutzer dieser Apps einen eigenen QR-Code. „Darüber kann man Zahlungen bis zu 500 Yuan am Tag, umgerechnet rund 60 Euro, abwickeln. Vor allem kleine Geschäfte und Markthändler nutzen diese Möglichkeit“, erklärt Irene Zeng, Head of Global Liquidity & Cash Management, HSBC China. Der Vorteil für die Verkäufer liegt auf der Hand, so Zeng weiter: „Er braucht keinerlei Lesegeräte, sondern einfach nur einen Ausdruck besagten QR-Codes. Der Käufer scannt den Code, legt die Summe manuell fest und zeigt die Sekunden später sichtbare Quittung auf dem Smartphone vor.“ Kein Wunder, dass nicht nur Bauern auf dem Markt einen laminierten QR-Code auslegen, sondern auch Straßenmusiker und Bettler längst damit ausgestattet sind, sodass die Passanten nun virtuell ein paar Münzen in den Hut werfen können.

Schnelle Erfolge

Für ausländische Besucher ist diese Entwicklung geradezu faszinierend, denn sie geschah in nur wenigen Jahren. Als 2011 die ersten mobilen Lösungen angeboten wurden, waren sie noch echte Nischenangebote. Die schnelle Verbreitung digitaler Zahlungsmethoden hat viele Gründe. Zum einen ist die Smartphone-Dichte mit mehr als 900 Millionen Smartphone-Besitzern in China sehr hoch und die Mobilfunkabdeckung selbst in ländlichen Regionen gut. Zu anderen lieben Chinesen neue Technik – bis ins hohe Alter. Wo deutsche Rentner ihre Enkel mit technischen Fragen verschleißen (Wo muss ich da drücken? Und warum ist das kleine Bild jetzt wieder weg?), zeigen sich chinesische User bis an ihr Lebensende technikaffin. Beliebt sind mobile Zahl-Apps aber nicht nur, weil sie praktisch sind, sondern auch weil viele Unternehmen dort Rabatt-Coupons und Sonderaktionen bieten. Mit der Covid-19-Pandemie erlebte der E-Commerce zudem einen echten Boom und damit auch das mobile Zahlen. Dies gilt übrigens nicht nur für China, sondern auch für Hongkong. Auch wenn in der Sonderverwaltungszone Bargeld noch weitaus verbreiteter ist – traditionell ist man in Hongkong skeptischer, was Datensicherheit angeht – ändert sich dies schnell. „Die COVID-19-Pandemie hat die Akzeptanz mobiler Zahlmethoden beschleunigt“, erklärt Irene Zeng, „schon aus Hygienegründen wurden die Menschen angehalten, lieber digital zu bezahlen.“ Mittlerweile haben mehr als 90 Prozent der Hongkonger mobile wallets genutzt – und viele Händler akzeptieren festländische Versionen. Das Vertrauen der Hongkonger in diese Zahlmethode ist übrigens gar nicht so schlecht, immerhin 78 Prozent halten sie für ausreichend sicher oder sehr sicher, ergab eine gemeinsame Studie der Unternehmensberatung KPMG, des GS1-Netzwerks und der Bank HSBC aus dem Jahr 2021.

Über HSBC

HSBC ist eines der weltweit größten Finanzinstitute. In unseren vier globalen Geschäftsbereichen – Retail Banking and Wealth Management, Commercial Banking, Global Banking and Markets und Global Private Banking – sind wir für rund 38 Millionen Kunden tätig. Unser Netzwerk erstreckt sich über 67 Länder und Territorien in Europa, im asiatisch-pazifischen Raum, im Nahen Osten, in Nordafrika sowie in Nord- und Südamerika.

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Nicht ohne mein Handy – oder doch?

Unterwegs ohne Portemonnaie, Zahlen mit wenigen Klicks – das klingt alles auch für Touristen verlockend. Die allerdings tun sich in China und Hongkong noch schwer, denn wer hat schon eine chinesische Mobilfunknummer oder ein Bankkonto. Bislang greifen die meisten noch zum Portemonnaie, eine Bezahlart, die zwar immer unüblicher wird, aber noch lange nicht tot ist. „Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Händler auch weiterhin Bargeld akzeptieren müssen“, erklärt Irene Zeng, „nicht nur wegen der Touristen, sondern um allen Chinesen, auch ohne Smartphone, die Teilnahme am öffentlichen Leben zu ermöglichen“. Und natürlich arbeitet man längst an Lösungen: Der E-Yuan, die digitale Währung der Zentralbank, ermöglicht Ausländern nun unter bestimmten Bedingungen, vor Ort mit dem Yuan zu zahlen. In einigen der mobile wallets können ausländische Kreditkarten hinterlegt werden, und Ausländer können damit bezahlen, wenn der Händler dies akzeptiert. „Bis zu den Olympischen Winterspielen 2022 will China eine umfassende praktikable Lösung für ausländische Besucher ausarbeiten“, sagt Zeng – und das ist mehr als wahrscheinlich, denn es ist im eigenen, chinesischen Interesse, Reisenden das Zahlen so einfach wie möglich zu machen. Und auf noch etwas darf man sich verlassen: Weder auf dem Festland noch in Hongkong wird das Papiergeld in großem Stil zurückkommen. Im Gegenteil, bar zahlen zu müssen kann mittlerweile sogar eine Strafe sein. So sperrten die Justizbehörden Ende 2020 mehr als 2400 SIM- und Bankkarten-Betrügern aus der Provinz Guangdong für fünf Jahre die digitalen Zahlkonten, sodass diese nun nur noch mit Bargeld zahlen können. Das Sprichwort „etwas mit gleicher Münze heimzahlen“ bekommt in China damit eine ganz neue Auslegung.

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