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Greater Bay Area
Shenzhen

Vom Silicon Valley für Hardware zum Inno­va­tions­zentrum

Vor 40 Jahren hatte Shenzhen 300.000 Einwohner, heute sind es 17 Millionen. Aus dem Silicon Valley für Hardware, so Shenzhens Spitzname, werden Smartphones, Smartwatches, Laptops und Lautsprecher in die ganze Welt exportiert. Der futuristische Shenzhen Bao'an International Airport ist der viertgrößte Flughafen Festlandchinas – nach Peking, Shanghai und Guangzhou – und gehört mit jährlich mehr als 500.000 Tonnen Luftfracht zu den 30 größten Airports der Welt.

Frederic Neumann, Co-Head of Economic Research, HSBC Asien
Die Ära der Produktpiraterie war eine Übergangsphase. Shenzhen ist jetzt von Innovationen und Unternehmern geprägt

Shenzhens Aufstieg begann in den Achtzigerjahren mit der Öffnungspolitik des Reformers Deng Xiaopings, inzwischen übertrifft die Wirtschaftsleistung der Stadt die Hongkongs. Der 1,5 Quadratkilometer große Huaqiangbei Market ist mit seinen hochspezialisierten Elektronikläden der größte Elektronikmarkt Chinas, vielleicht der Welt. Viele der Läden sind Außenposten der Fabriken, die von dort Elektronikbauteile in die ganze Welt verschicken.

Zwei Branchen boomen ganz besonders: zum einen die vielen Start-up-Unternehmen, deren Ingenieure und Techniker in der Millionenstadt vor den Toren Hongkongs an neuen technischen Prototypen tüfteln. Und zum anderen sind es die Lieferdienste, die diese Neuentwicklungen zu den vielen Fabriken und Fertigungsstätten bringen, damit sie dort in großen Stückzahlen hergestellt werden, um sie anschließend auf den großen Elektromärkten zu verkaufen. Der Erfolg der Boomtown hat natürlich auch Schattenseiten, beobachtet Neumann. „Fabriken, die weniger hochwertige Produkte produzieren, ziehen weg, Shenzhen wird zu teuer.“

Masterplan für Innovationen

Vor 20 Jahren war Shenzhen berüchtigt für Produktpiraterie, heute kommen von hier die innovativsten Gadgets. „Die Ära der Produktpiraterie war eine Übergangsphase“, blickt Neumann zurück. Danach hätten erfolgreiche chinesische Unternehmen Patente angemeldet, der Schutz des intellektuellen Eigentums sei immer wichtiger geworden, und die chinesische Regierung gehe gegen Fälscher vor. „Shenzhen ist jetzt von Innovationen und Unternehmern geprägt“, fasst Neumann zusammen.

2015 hatte der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping die neue industriepolitische Strategie „Made in China 2025“ ausgerufen. Sein Land soll ein Land der Erfinder werden und zur führenden Hightech-Nation aufsteigen, so die Vision. „Industrie 4.0“ bedeutet in Shenzhen und in ganz China die Verzahnung der digitalen Vernetzung mit der Fertigungsindustrie. Bis 2025, so das Regierungsziel, sollen 70 Prozent der in China genutzten Elektrofahrzeuge, Roboter und Hochtechnologieprodukte auf heimischem Boden hergestellt werden. Und an keinem Ort in China wird dieser Masterplan schon so konsequent verwirklicht wie in Chinas Boomtown für Erfinder.

Shenzhens ältester Tech-Konzern Huawei ist mit seiner Netzwerktechnik mittlerweile weltweit führend und liefert die Technologie, mit der Kommunikationskonzerne wie die Deutsche Telekom oder O2 ihre Netze bauen. Gleichzeitig ist Huawei inzwischen nach Samsung zum weltweit größten Smartphone-Hersteller aufgestiegen. Und auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz will der chinesische Konzern an die Weltspitze.

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Modell für viele Städte Chinas

Im vergangenen Jahr sei Huawei mit 5.464 Anmeldungen das vierte Jahr in Folge der größte Anmelder internationaler Patente gewesen, hat die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) ausgerechnet. Und China war 2020 der Spitzenreiter bei der Zahl internationaler Patentanmeldungen, so die WIPO. Diesen Erfolg solle man allerdings auch nicht überbewerten, relativiert Neumann. „Es wird viel staatliches Geld für Forschung und Entwicklung zur Verfügung gestellt, das stimuliert die Investitionen der Unternehmen.“ Die Folge sei eine Inflation von Patentanmeldungen, bei der die Quantität nicht immer der Qualität entspreche.

Shenzhen ist ein Erfolgsmodell für viele Städte Chinas. Vor wenigen Jahren beschloss die Stadtregierung, alle 22.000 Taxis auf Elektroantrieb umzurüsten – Anfang 2019 war die Umstellung abgeschlossen. Alle Taxis und Busse fahren seitdem mit Strom, viele Privatautos auch, die Motorroller sowieso. Shenzhen ist stiller und sauberer geworden.

Das BIP der Millionenmetropole stieg von 1980 bis 2019 von 40 Millionen auf 400 Milliarden US-Dollar, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 20,7 Prozent, rechnete Chinas Präsident Xi Jinping anlässlich des 40. Jahrestages der Gründung der Sonderwirtschaftszone Shenzhen aus. Die jährliche Wirtschaftsleistung pro Kopf liegt in Shenzhen inzwischen bei rund 50.000 US-Dollar – und damit ähnlich hoch wie in Deutschland.

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