Perspektiven – eine Serie über die wichtigsten Themen unserer Zeit
Teil 9:
Brückenschlag im Mittelstand
Wie unternehmerisches Engagement und eine stabile Gesellschaft den Wohlstand für alle sichern
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Eine Initiative von:
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Unternehmen, die Verantwortung für Mitarbeiter, ihre Region und Lieferketten übernehmen, schaffen Vertrauen nach außen und Loyalität nach innen. Damit legen sie die Grundlage für Stabilität und Zukunftsfähigkeit und können Veränderungen aktiv mitgestalten.
Stabilität kann so verstanden werden, dass alles so bleibt, wie es ist – sicher, geordnet und unverrückbar. Oder aber: als die Fähigkeit, mit Wandel umzugehen, ihn aktiv mitzugestalten und Chancen zu nutzen. In diesem Sinne bedeutet Stabilität, Schritt für Schritt voranzugehen. Gesellschaften und Unternehmen, die sich darauf einlassen, sind letztlich stabiler als jene, die zu lange am Alten festhalten. Das belegen viele sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Studien, unter anderem der Global Competitiveness Report (GCR) des Weltwirtschaftsforums (WEF).

Der Futurologe Max Thinius bringt es auf den Punkt: „Wir erleben gerade Veränderungen, die für viele Menschen bedrohlich wirken, etwa durch neue Technologien wie Künstliche Intelligenz. Aber darin liegt auch die Chance, vieles neu zu denken und umzusetzen.“ Stabilität durch Wandel gelingt jedoch nur, wenn Unternehmen ihre Einbettung in die Gesellschaft aktiv anerkennen. „Unternehmen sind hier keine Zuschauer, sondern Teilnehmer“, betont Thinius. „Zu einem stabilen Umfeld, tragen sie selbst bei, indem sie es bereichern. Denn ohne eine lebendige Gemeinschaft gibt es keine Kunden, keine Mitarbeiter und keine Innovation.“
Eine Investition in die Zukunft
Gesellschaftliches Engagement wird damit zu einer Investition in die Zukunft. Die Förderung von Vereinen und regionalen Projekten, das Schaffen von Gemeinschaft, auch identitätsstiftende Arbeitsplätze oder Aus- und Weiterbildung: Ein solches Engagement ist keine bloße Wohltätigkeit, denn in einer ausgeglichenen, weniger polarisierten Gesellschaft lässt es sich besser wirtschaften. Max Thinius formuliert es so: „Die grundsätzliche Idee eines Unternehmens ist es, sich gesellschaftlich zu engagieren. Denn am Ende wollen Firmen Produkte entwickeln, die den Menschen etwas bringen. Je enger sie mit ihrer Gemeinschaft verbunden sind, desto erfolgreicher sind sie auch wirtschaftlich.“
Wie das konkret aussieht, zeigen zwei sehr unterschiedliche Unternehmen. Der Bielefelder Spezialist für Präzisions-Tiefziehteile aus Metall Euscher engagiert sich seit Jahrzehnten in der Region – sei es durch Sponsoring beim Fußballverein Arminia Bielefeld oder durch direkte Nachwuchsarbeit an Schulen. Geschäftsführer Jörn Euscher-Klingenhagen sieht darin mehr als reine Wohltätigkeit: „Seit über 30 Jahren unterstützen wir den Verein – und andere Projekte – nicht nur wegen des sportlichen Erfolgs, sondern auch aus Verbundenheit zur Region. Das ist Teil unserer Geschichte und Identität.“

Türöffner für Sichtbarkeit und Nachwuchs
Die Produkte des Unternehmens richten sich zwar nicht direkt an Konsumenten – hergestellt werden beispielsweise tiefgezogene Hülsen für Anzündereinheiten der Airbags in Autos oder Überkappen für Pumpzerstäuber auf Parfumflaschen. Dennoch sind die Effekte des Engagements spürbar: „Unsere Partnerschaft mit Arminia hat unseren Bekanntheitsgrad enorm gesteigert. Viele wussten vorher gar nicht so ganz genau, was wir eigentlich herstellen. Heute bewerben sich Fachkräfte, Studierende für Bachelorarbeiten oder Auszubildende initiativ bei uns.“ Gerade die Nachwuchsarbeit ist für den Mittelständler von zentraler Bedeutung: „Wir gehen in Schulen, sprechen mit Eltern und beteiligen uns an Aktionen wie der ‚Nacht der Berufe‘. So können wir unsere Ausbildungsplätze besetzen, und rund 80 Prozent unserer Auszubildenden nach ihrem Abschluss in den Fachabteilungen unseres Unternehmens einsetzen.“
Euscher betont dabei auch die identitätsstiftende Wirkung: Die Mitarbeiter tragen T-Shirts mit dem Firmenlogo auch am Wochenende und viele Familien sind generationsübergreifend im Betrieb tätig. „Der wirtschaftliche Nutzen unseres Engagements ergibt sich automatisch: Wir haben loyale Mitarbeiter, innovative Ideen aus dem Team und sichern uns somit auch die Fachkräfte von morgen. Damit sind wir gut auf Herausforderungen vorbereitet.“
Basis für Stabilität und Innovation
Einen anderen Weg geht die Berliner Bio Company. Der Biosupermarkt mit 60 Filialen in Berlin, Brandenburg und Dresden setzt konsequent auf Regionalität, Transparenz und enge Beziehungen zu seinen Lieferanten. Daniela Feldt, die im Vorstand für die Bereiche Finanzen, Personal, Qualitätssicherung und IT zuständig ist, beschreibt den Kern des Modells wie folgt: „Unsere Regionalität bewirkt, dass wir Lieferanten fördern, Arbeitsplätze sichern und bäuerliche Strukturen stärken. Kundinnen und Kunden spüren das und wissen, dass sie mit jedem Einkauf auch ein Stück Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen.“
Für Feldt ist bewusster Konsum mehr als ein Lifestyle: „Wer bewusst kauft, geht ressourcenschonender mit Lebensmitteln um. Das macht unsere Gesellschaft resilienter.“ Die enge Zusammenarbeit mit den Produzenten spielt dabei eine Schlüsselrolle. „Viele unserer Lieferanten begleiten uns seit der Gründung. Wir entwickeln gemeinsam neue Sorten oder bringen alte zurück.“
Auch intern prägt diese Haltung das tägliche Miteinander. „Wer bei uns Löhne abrechnet, trägt ebenfalls zu etwas Größerem bei: zu gesunden Lebensmitteln, regionalen Strukturen und Nachhaltigkeit. Das verleiht der eigenen Arbeit Sinn und stärkt unsere Teamkultur.“ Für Feldt ist klar: „Engagement ist für uns keine Nebensache, sondern die Basis: Es schafft Innovation, Loyalität und stabile Strukturen. Das macht uns wirtschaftlich erfolgreich und gesellschaftlich wirksam zugleich.“
Schlüssel für Stabilität und Zukunftsfähigkeit
Diese beiden Beispiele zeigen, dass soziales Engagement in sehr unterschiedlichen Branchen wirken kann – sei es über Vereine und Ausbildung oder über Regionalität und nachhaltige Lieferketten. Der Futurologe Thinius erkennt darin einen übergreifenden Trend: „Als Unternehmen sind wir Teil der Gesellschaft und wollen mit ihr gemeinsam etwas entwickeln. ‚Eigentum verpflichtet‘ steht nicht nur so im Gesetz, es ist auch eine ökonomische Realität: Wer seine Region stärkt, stärkt sich selbst.“
Für ihn ist klar, dass wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität nicht voneinander zu trennen sind. Wer gesellschaftliches Engagement mit wirtschaftlicher Weitsicht verbindet, baut ein stabiles Fundament auf zwei Ebenen auf. Nach außen entsteht Vertrauen, weil Unternehmen zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihre Gemeinschaft stärken. Nach innen gewinnen sie an Flexibilität, weil sie Veränderung nicht als Gefahr, sondern als Chance begreifen. So wird aus dem Wandel eine Ressource – und die Basis für Zukunftsfähigkeit.
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