Wo sich das Fachpublikum trifft
Von Stefanie Hutschenreuter
Von Stefanie Hutschenreuter
Seit 1955 ist Italien auf der Frankfurter Buchmesse mit einem Gemeinschaftsstand vertreten. Aufgrund des Ehrengastauftritts fällt er in diesem Jahr mit einer Fläche von über 600 Quadratmetern besonders groß aus und hat entsprechend viel fürs Fachpublikum zu bieten. Dem Erfolg italienischer Bücher im Ausland ist sogar eine eigene Veranstaltungsreihe gewidmet.
Parallel zum Ehrengast-Pavillon, der den passenden Rahmen für das Literaturprogramm bietet, haben es sich die Organisatoren nicht nehmen lassen, am Gemeinschaftsstand in Halle 5.0 ein umfangreiches Programm fürs Fachpublikum auf die Beine zu stellen. Der Gemeinschaftsstand ist dieses Jahr besonders groß: Auf 668 Quadratmetern bieten die Veranstalter – die Italian Trade Agency (ITA) und der italienische Verlegerverband Associazione Italiana Editori (AIE) – viel Raum für eine umfangreiche Veranstaltungsagenda für Vertreter der schreibenden Zunft ebenso wie für Wissenschaftler und Experten der Verlage und des Buchhandels. Aber auch interessierte Laien sind am Stand willkommen. Insgesamt beteiligen sich 131 Aussteller, sieben italienische Regionen und die autonome Provinz Bozen daran, der Welt das italienische Verlagswesen zu präsentieren.
Der Gemeinschaftsstand führt eine fast 70-jährige Tradition fort: Seit 1955 ist Italien neben Messeständen der Einzelverlage mit einem gemeinschaftlichen Stand in Frankfurt vertreten, in den vergangenen mehr als 20 Jahren organisiert von der ITA in Zusammenarbeit mit der AIE. Für Ferdinando Fiore, Direktor des Berliner Büros der ITA, „ein echter Bezugspunkt für Verlage, die ihre Verlagsprodukte durch ein reichhaltiges Networking- und Matchmaking-Programm einem professionellen und nichtprofessionellen Publikum auf internationaler Ebene präsentieren wollen.“ Schließlich sei die Frankfurter Buchmesse 2024 „ein Muss für Verlagsprofis aus aller Welt und für Buch- und Lesebegeisterte“.
Während die Eröffnungsveranstaltung des Fachprogramms einen Überblick über den aktuellen italienischen Buchmarkt, den viertgrößten in Europa, geben wird, beleuchten die nachfolgenden Events unterschiedliche Genres, Zielgruppen und Berufsgruppen. Darunter finden sich zahlreiche Veranstaltungen, die sich mit den Themen „Übersetzungen“ und „Internationalisierung“ beschäftigen.
11.30 – 12.20 Uhr, Saal 1:
Eröffnungsveranstaltung „36 Jahre später. Der aktuelle italienische Buchmarkt“ mit Innocenzo Cipolletta (AIE – Associazione Italiana Editori), Giovanni Hoepli (Hoepli Editore), Stefano Mauri (GeMS Gruppo Editoriale Mauri Spagnol) und Susanne Schüssler (Verlag Klaus Wagenbach); moderiert von Karen Krüger (Kulturjournalistin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung)
15.30 – 16.20 Uhr, Saal 1:
„Reise durch Italien. Reise durch Deutschland. Austausch zwischen den beiden Verlagswelten“ mit Isabella Amico Di Meane (Übersetzerin), Alessandra Ballesi-Hansen (Nonsolo Verlag), Annette Kopetzki (Übersetzerin) und Marina Pugliano (Übersetzerin); moderiert von Viktoria von Schirach (Agenzia Scouting Schirach)
10.30 – 11.20 Uhr, Saal 1:
„Künstliche Intelligenz: neue Normen, Herausforderungen und Innovationschancen“ mit Elisabeth Crossick (RELX) und Quentin Deschandelliers (FEP – Federation of European Publishers); moderiert von Maria Pallante (AAP – Association of American Publishers)
16.30 – 17.20 Uhr, Saal 1:
„Buchhändler der Zukunft: Ideen und Projekte für die europäische Buchhändlerausbildung“ mit Aldo Addis (Scuola librai italiani), Luis Gonzalez (Fundacion Germán Sánchez Ruipérez) und Caroline Meneghetti (L’École de la Librairie); moderiert von Paolo Ambrosini (Associazione Librai Italiani – Confcommercio)
11.30 – 12.20 Uhr, Saal 1:
„Bücher auf dem Platz. Treffen und Kennenlernen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern auf Literaturfestivals“ mit Ruggero Capuccio (Fondazione Campania dei Festival), Antonella Ferrara (TaoBuk Taormina Book Festival), Piergaetano Marchetti (BookCity Milano) und Gian Mario Villalta (Pordenonelegge); moderiert von Cristina Giordano (WDR Cosmo)
14.30 – 15.20 Uhr, Saal 1:
„Italienische Bücher: Comics“ mit Giovanni Ferrara (Coconino Press), Caterina Marietti (Bao Publishing) und Stefania Simonini (Panini Comics); moderiert von Dirk Rehm (Reproduckt)
17.30 – 18.20 Uhr, Saal 2:
„Friaul-Julisch Venetien: ein Ort der Worte und Geschichten“, Präsentation der italienischen Ausgabe von „Lo Spirito delle Leggi“ zusammen mit der deutschen Schwesterausgabe „Der Geist der Gesetze“ im Wieser Verlag, Klagenfurt (Österreich)
10.30 – 11.20 Uhr, Saal 2:
„Calvino unveröffentlicht: Italienische Politik im Jahre 1976“ mit Stefano Campagnolo (BNCR) und Eleonora Cardinale (BNCR)
Da darf das Trendthema „Künstliche Intelligenz (KI)“ natürlich nicht fehlen. Am Messedonnerstag wird es daher einige Debatten darüber geben, welche Chancen und Herausforderungen die neuen KI-Technologien für die Buchwelt bereithalten und welche Regeln nötig sind, um schützenswerte Inhalte auch wirklich zu schützen. Aber auch die Frage, wie die beratende Rolle des Buchhandels im digitalen Zeitalter durch eine neue europäische Buchhändlerausbildung gestärkt werden könnte, wird Thema einer kritischen Diskussion am Gemeinschaftsstand sein.
Auch typisch Italienisches steht auf der Agenda. So wird unter anderem das Augenmerk auf Besonderheiten von kleinen und mittelgroßen Verlagen gelegt, die in Italien mehr als die Hälfte der Branche ausmachen. Im Gespräch soll ihre Situation mit der von ähnlichen Verlagsunternehmen in anderen europäischen Ländern verglichen werden. Den Erfolgen italienischer Bücher im Ausland haben die Organisatoren eine eigene, nach Genres unterteilte Veranstaltungsreihe gewidmet. Darüber hinaus wird es neun Termine geben, die von Regionen und autonomen Provinzen durchgeführt werden und entsprechend regionalspezifische Themen in den Vordergrund rücken. Innocenzo Cipolletta fasst zusammen: „Es ist ein Programm, das wir in Zusammenarbeit mit allen Akteuren der Buchlieferkette ausgearbeitet haben und das auch Momente eingehender Analysen zu den in Italien derzeit angesagtesten Genres und damit zur Exportfähigkeit unserer besten Titel ins Ausland enthalten wird.“
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