
Die Frankfurter Buchmesse als Brücke zwischen Italien und Deutschland: Ein Gespräch mit Armando Varricchio, Botschafter Italiens in Deutschland, über den ereignisreichen Weg hin zur Buchmesse und die Rolle der Literatur für Begegnung und Dialog.
Herr Varricchio, wie erleben Sie die deutsch-italienische Freundschaft, wie hat sie sich entwickelt? Und was kann eine Veranstaltung wie die Frankfurter Buchmesse dazu beitragen?
Zwischen Italien und Deutschland besteht seit jeher eine enge Zusammenarbeit und tiefe Freundschaft: Jüngste Beispiele sind der Regierungsgipfel mit der Unterzeichnung eines Aktionsplans Ende 2023 und der Staatsbesuch des italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella in Deutschland, der erst letzten Monat stattfand. Die Teilnahme Italiens als Ehrengast der Buchmesse reiht sich in diese bewährte Verbindung ein und bildet den Höhepunkt eines außergewöhnlichen Jahres für die italienische Kultur. Mit dem Veranstaltungsprogramm „Destinazione Francoforte“ haben wir in Deutschland eine echte kulturelle Reise unternommen, die nicht nur die Welt der Literatur, sondern auch die der bildenden Künste, der Musik und des Films umfasst.

In diesem Zusammenhang möchte ich nicht nur an die zahlreichen Festivals und literarischen Begegnungen erinnern, sondern auch an die Ausstellungen über Giacomo Puccini, Amedeo Modigliani und Max Liebermann in Italien sowie an die Teilnahme Italiens als „Country in focus“ des European Film Market während der Berlinale. Dieses reichhaltige Veranstaltungsangebot wurde dank einer gemeinsamen Anstrengung der italienischen Institutionen in Deutschland realisiert und wäre ohne die große Unterstützung der deutschen Institutionen und der Frankfurter Buchmesse, denen ich an dieser Stelle danken möchte, nicht möglich gewesen.
Warum ist es wichtig, dass eine Buchmesse international ausgerichtet ist? Welchen Stellenwert haben Begegnungen und Dialog?
Auf der Buchmesse trifft sich die ganze Welt. Die Messe ist der ideale Ort, um den kulturellen Austausch zu fördern und damit das gegenseitige Verständnis und die gegenseitige Bereicherung zu unterstützen. Gerade das vielfältige Begegnungsprogramm der Buchmesse zeugt von der Dialogfähigkeit und dem Engagement, das den Literaturbetrieb auszeichnet. Dies ist eine wertvolle Gelegenheit für alle teilnehmenden Länder und auch für das Publikum, das den internationalen Ansatz der Buchmesse stets zu schätzen wusste.
Apropos Sprache und Verständlichkeit: Was bedeutet es für die Leser, Autoren und ihre Kultur, dass (noch mehr) italienische Literatur nun auch auf Deutsch gelesen werden kann?
Ich möchte diese Frage mit dem Zitat einer jungen deutschen Studentin beantworten, die auf die Frage, warum sie Italienisch lerne, antwortete: „Weil es die Sprache der Nuancen ist“. Das ist richtig: Unsere Sprache hat die Fähigkeit, selbst die feinsten Abstufungen und Unterschiede auszudrücken und die Dichotomien von Schwarz und Weiß zu überwinden. Und genau diese Vielfalt repräsentieren die Autoren, die auf der Buchmesse vertreten sind: Das breit gefächerte Programm der Begegnungen, das auf italienischer Seite organisiert wird, zeugt von der Lebendigkeit des Verlagsangebots und von seiner Fähigkeit, kreativ und bewusst mit den ständig wechselnden Herausforderungen der Gegenwart umzugehen. Eine Eigenschaft, die von unseren deutschen Freunden übrigens sehr geschätzt wird – sie haben schon immer eine große Neugier und eine aufrichtige Zuneigung in Bezug auf unsere Literatur gezeigt und haben nun die Möglichkeit, vergessene Autoren wiederzuentdecken, unsere Klassiker in neuen Übersetzungen zu lesen und vor allem unsere jungen Autoren und neue Verlagsentwicklungen kennenzulernen.