___Große
Routen
Mark Twains „Bummel durch Europa“
Teil 1__Von Frankfurt am Main in die Schweiz
„Verwegen genug“ für etwas völlig Neues
Wir möchten eine Reise machen, doch eine besondere soll es sein: Etwas Neues wollen wir ausprobieren, unbekannte Orte entdecken und uns dabei freier fühlen denn je. Zum ersten Mal nehmen wir darum weder Flugzeug noch Bahn – sondern das Reisemobil. Vielleicht finden wir darin ja unseren persönlichen Ort der Freiheit? Wir sind gespannt und probieren es einfach aus.
Doch wohin soll es gehen. Schwierige Entscheidung, wenn einem auf einmal die Welt offensteht. Wie wäre es, denken wir, wenn wir eine historische Route wählen, mit der wir auf großen Spuren wandeln? Auf den Spuren eines Schriftstellers, der vor mehr als einem Jahrhundert denselben Wunsch nach neuen Horizonten spürte wie wir heute? Das ist es. Gesagt, getan.
Und so richten wir unsere Tour an Mark Twains „Bummel durch Europa“ aus. Eine Reise, die der Amerikaner nach seinen ersten literarischen Erfolgen unternahm: rein zum Spaß, wie er betonte. Und weil er sich „verwegen genug“ für diese große Unternehmung fühlte. Seine Reiseerinnerungen, die daraus hervorgingen, sind für uns Lesende freilich auch heute noch ein großer Spaß. Weil sie unzählige bissige Pointen enthalten und weil sie bewirken, was doch der Kern jeder Reise ist, nämlich neue Perspektiven auf Menschen, Orte, die Welt zu eröffnen.
Wir nehmen uns also Twains Reise durch Deutschland, die Schweiz und Italien vor und interpretieren sie modern, ganz so wie es uns Spaß macht. Das fängt schon bei der Fortbewegung an. Denn anders als der Schriftsteller, der unsere Breiten hauptsächlich zu Fuß erkundete, haben wir ja das geräumige Mobil. Also fahren wir einfach los, verwegen und flexibel, wie wir sind, und orientieren uns an der Richtung des Meisters, ohne ihr blind zu folgen.
Wir nehmen uns also Twains Reise durch Deutschland, die Schweiz und Italien vor und interpretieren sie modern, ganz so wie es uns Spaß macht. Das fängt schon bei der Fortbewegung an. Denn anders als der Schriftsteller, der unsere Breiten hauptsächlich zu Fuß erkundete, haben wir ja das geräumige Mobil. Also fahren wir einfach los, verwegen und flexibel, wie wir sind, und orientieren uns an der Richtung des Meisters, ohne ihr blind zu folgen.
Unser erster Halt ist Frankfurt – nicht ganz zentral natürlich, wir tummeln uns lieber im grünen Umland, streunen durch die befachwerkten Altstadtviertel von Kronberg und Bad Homburg, unternehmen eine Waldwanderung hoch zum Fuchstanz im Taunus, belohnen uns mit einem Frankfurter Schnitzel mit grüner Soße und genießen später, im abendlichen Vorüberfahren, den Blick auf die imposante Großstadtkulisse im Abendlicht. Ein Anblick, der uns gefühlt die Welt eröffnet.
Mark Twain hatte seinen Fußmarsch durch Deutschland ebenfalls in Frankfurt begonnen, ohne Skyline, stattdessen war er hier in einem Geschäft auf ein Büchlein über deutsche Sagen gestoßen. Und er war begeistert, denn anders als die vielen scheingebildeten Reisenden, die nur so taten, als wüssten sie etwas über die deutsche Sagenkultur, konnte er die Erzählungen auf seinem Weg nach Heidelberg nun nachlesen und sich von den Wichtigtuern abheben.
„Ich habe mich noch nie einer Aussicht erfreut, die solch einen heiteren und befriedigenden Zauber gewährte wie diese.“


„Ich habe mich noch nie einer Aussicht erfreut, die solche einen heiteren und befriedigenden Zauber gewährte wie diese.“
Fast müssen wir dem wechselhaften Wetter danken, dass es uns früher als gedacht weiter Richtung Süden schickt, wo die Prognosen freundlicher sind. Einen ausgiebigen Spaziergang durch Heidelberg setzen wir daher auf die Liste fürs nächste Mal und genießen fürs Erste den Blick auf die Stadt aus unserem fahrenden Wohnzimmer heraus – macht ja nichts, wenn man weder ans Wetter noch an fixe Termine gebunden ist. Unsere Stimmung bleibt, anders als der Himmel über uns, jedenfalls völlig ungetrübt.
Mark Twain, der so berauscht war von Heidelberg, dass er eine ganze Weile in der Stadt blieb, notierte sich dort übrigens, er habe an diesem Punkt seiner Reise schon so viel von der Sagenliteratur gelesen, „daß ich manchmal nicht sicher war, ob ich nicht anfing, an Gnome und Feen als an wirkliche Wesen zu glauben“. Deshalb wundert es auch nicht, dass er auf einem seiner hiesigen Waldspaziergänge fast in Streit mit einem Raben geriet, von dem er sich gemein beleidigt fühlte.
Hinter der bei jedem Wetter märchenhaften Rhein-Neckar-Ebene geht es für uns vorerst weiter in Richtung Schwarzwald: Wir möchten die weltberühmte Region neu erkunden, und wie ginge das besser als mit unserem flexiblen Gefährt? Dank der vielen Camping- und Stellplätze können wir uns kurzfristig niederlassen, wo es uns gerade gefällt – oder wo die Sonne sich eben gerade zuverlässig zeigt. Übernachten auf einem Campingplatz in Waldnähe, Frühstück mit Vogelgesang (ohne Streit – wir können über die heimischen Vögel nur das Beste sagen), dazu Dutzende Erlebnismöglichkeiten in jeder Himmelsrichtung.
Hinter der bei jedem Wetter märchenhaften Rhein-Neckar-Ebene geht es für uns vorerst weiter in Richtung Schwarzwald: Wir möchten die weltberühmte Region neu erkunden, und wie ginge das besser als mit unserem flexiblen Gefährt? Dank der vielen Camping- und Stellplätze können wir uns kurzfristig niederlassen, wo es uns gerade gefällt – oder wo die Sonne sich eben gerade zuverlässig zeigt. Übernachten auf einem Campingplatz in Waldnähe, Frühstück mit Vogelgesang (ohne Streit – wir können über die heimischen Vögel nur das Beste sagen), dazu Dutzende Erlebnismöglichkeiten in jeder Himmelsrichtung.
__Praxistipps
Komfortabel und unabhängig
Beim Caravaning muss niemand auf Komfort verzichten. Sitzbänke, bequeme Betten und ein voll ausgestattetes Bad sind Standard. Kühlschrank, Herd und oft sogar Backofen gehören ebenfalls dazu. So lässt es sich nicht nur erstklassig reisen, man ist auch autark in der Versorgung und kann den Urlaub frei nach den eigenen Wünschen gestalten.
Miete perfekt für Neueinsteiger
Einen Caravan oder ein Reisemobil zu mieten ist einfach und perfekt für alle, die den Urlaub auf Rädern ausprobieren wollen. Abhängig von der Saison gibt es einen Caravan zur Miete ab rund 50 Euro pro Tag, ein Reisemobil ab 70 Euro. In der Hauptsaison sind 150 Euro pro Tag ein guter Richtwert. Eine Camping-Grundausstattung ist in diesem Preis schon enthalten.
Stellplatzauswahl
Campingplätze bieten eine umfangreiche Infrastruktur und jede Menge Freizeitaktivitäten, meist mitten in der Natur. Stellplätze hingegen sind perfekt für kürzere Aufenthalte: Sie liegen oft in der Nähe von Touristenattraktionen und sind der ideale Ausgangspunkt, um die Umgebung zu erkunden. Auch viele Bauernhöfe und Weingüter bieten solche Plätze an. Besonders empfohlen seien hier www.winzeratlas-stellplatz.de und www.landvergnuegen.com.
Anders als Mark Twain, der von Baden-Baden aus lange Wanderungen unternahm, zieht es uns heute erst in die klösterliche Ruhe, dann abenteuerlich in die Höhe und schließlich ans Wasser: Nach einem Besuch der herrschaftlichen Klosterruine Frauenalb bei Marxzell stellen wir unser Mobil in Bad Wildbad ab und laufen von dort bis zur Hängebrücke. Die führt auf 60 Meter Höhe mehrere Hundert Meter lang über die sogenannte Bärenklinge und heißt „Wildline“, was angesichts des schwankenden Gangs über den Baumwipfeln wirklich nicht weit hergeholt ist.
Ungleich ruhiger verbringen wir den Nachmittag dann am Fuße der höchsten Wasserfälle Deutschlands in Triberg, die von den einfallenden Sonnenstrahlen so malerisch beleuchtet werden, dass man sich fragt, ob Mark Twain sich hier vielleicht zu seinem „Exposé für einen Schwarzwaldroman“ inspiriert fühlte. Laut der Gedenktafel nahe den Wasserfällen war es allerdings Hemingway, der in Triberg eine Weile verbrachte. Nun gut. Ob es damals schon annähernd so viele Möglichkeiten zum Kauf einer kunstvollen Kuckucksuhr hier gegeben haben mag?
Twain hingegen hielt in seinen Aufzeichnungen fest, wie er die Schwarzwaldperlen Ottenhöfen, Allerheiligen und Oppenau wandernd erkundete, und schrieb dazu: „Wir möchten bis in alle Ewigkeit nichts anderes mehr zu tun haben, als nach Oppenau zu wandern, immerzu und dann noch einmal.“ Wobei es vor allem die Gespräche während der Wanderungen waren, die den wahren Spaß für ihn bedeuteten, und zwar „gleichgültig, ob man Weisheit von sich gibt oder Blödsinn redet“. Da können wir nur zustimmen.
„Ein Gefühl tiefer Zufriedenheit (...), heitere, jungenhafte Fröhlichkeit (...) und daß man von der Alltagswelt und ihren Angelegenheiten völlig befreit sei.“
Twain hingegen hielt in seinen Aufzeichnungen fest, wie er die Schwarzwaldperlen Ottenhöfen, Allerheiligen und Oppenau wandernd erkundete, und schrieb dazu: „Wir möchten bis in alle Ewigkeit nichts anderes mehr zu tun haben, als nach Oppenau zu wandern, immerzu und dann noch einmal.“ Wobei es vor allem die Gespräche während der Wanderungen waren, die den wahren Spaß für ihn bedeuteten, und zwar „gleichgültig, ob man Weisheit von sich gibt oder Blödsinn redet“. Da können wir nur zustimmen.
Was uns immer wieder auffällt bei dieser für uns noch neuen Art des Reisens: wie entspannt wir schon nach wenigen Tagen sind. Wir vermuten, es liegt mindestens so sehr an unserer Unabhängigkeit im Reisemobil wie an den Reiseempfehlungen Mark Twains. Wir lassen uns treiben, genießen die Auswahl moderner Campingplätze in der Region, wo wir mit sanften Regengeräuschen auf dem Dach einschlafen und umarmt von strahlend grünen Hügeln wieder aufwachen. Diese völlig freie Gestaltung ist schon ein neues Lebensgefühl für uns. Ungewohnt, aber gut fühlt es sich an.
Zwanglos fahren wir von Triberg aus weiter, grob in Richtung des Dreiländerecks um Lörrach, von wo aus sich schon wieder so viele neue Möglichkeiten ergeben, dass eine einzige Reise dafür gar nicht genügen kann. Von der Sommerrodelbahn bei Todtnau über den Besuch der Wolfsschlucht in den Wäldern bei Kandern bis zum Weinwandern rund um Weil am Rhein und einem Besuch der uralten Rheinfälle – wir geben uns diesem Flecken Erde völlig hin.
„Ein Gefühl tiefer Zufriedenheit (...), heitere, jungenhafte Fröhlichkeit (...) und daß man von der Alltagswelt und ihren Angelegenheiten völlig befreit sei.“
Doch weil wir bei aller Aktivität natürlich keinen Zeitdruck gebrauchen können, lassen wir uns an jedem Tag auch mindestens einmal gemütlich nieder. Mal zum Kaffee in einer Altstadt, die uns besonders gut gefällt (Baden-Baden sei hier besonders hervorgehoben), mal zum improvisierten Drei-Gänge-Menü in unserer eigenen kleinen Sterneküche unter freiem Himmel. Wo wir auch sind, halten wir es dabei wie Mark Twain mit seinen Gesprächen, amüsieren uns gleichermaßen diskutierend und blödelnd und fühlen uns dabei einfach herrlich im Urlaub. Lachend lesen wir in Twains Aufzeichnungen das Kapitel über „die schreckliche deutsche Sprache“, die aus seiner Sicht „getrimmt und repariert werden sollte“, da ein einziges Leben nicht reiche, um sie zu erlernen. Gelungen ist es ihm allerdings trotzdem.