Gen Z geht bei digitaler Gesundheitsversorgung voran
Fokus auf Vorsorge und klare Ansprüche an Apps: Gen Z nutzt schon heute digitale Gesundheitsangebote. Ältere Generationen und Gesundheitsdienstleister können von ihnen lernen.
Aus Patientensicht ist die Digitalisierung des Gesundheitswesens noch lange nicht am Ziel angelangt. Das zeigt eine Online-Befragung aus der Hochzeit der Corona-Pandemie. Eine Mehrheit wünscht sich schon jetzt mehr digitalen Service beim Arztbesuch.
7. Juli - 4 Min. Lesezeit
Die Pandemie hat der Digitalisierung in Deutschland in zahlreichen Bereichen einen deutlichen Schub gegeben: In vielen Unternehmen waren nun doch Homeoffice und digitale Zusammenarbeit möglich. Die Aufbruchstimmung ist aber nicht ungetrübt. Die Pandemie-Zeit hat auch deutlich gemacht, wo es in Sachen Digitalisierung noch hakt. Der Süddeutsche Verlag und die Techniker Krankenkasse (TK) wollten wissen, wie die Stimmung im Gesundheitswesen zum Thema Digitalisierung aktuell ist. Ist die Digitalisierung bereits in den Arztpraxen, Krankenhäusern, bei Patientinnen und Patienten angekommen?
Die Ergebnisse sind eine interessante Momentaufnahme aus der Hochzeit der Pandemie. Insgesamt wurden für die Onlinebefragung 1.036 Menschen befragt, von denen 252 innerhalb der letzten sechs Monate als Patientinnen oder Patienten Kontakt zum Gesundheitswesen hatten, etwa durch einen Arzttermin. Die Befragung fand im Januar und Februar dieses Jahres statt.
Die Umfrage zeigt eine große Aufgeschlossenheit der Patientinnen und Patienten gegenüber der Digitalisierung im Gesundheitsbereich: Gut zwei Drittel (68 Prozent) sagen, sie seien bereit für digitale Behandlungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Apps für Schmerzpatienten. Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) geben an, von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin mehr digitalen Service wie zum Beispiel elektronische Rezepte zu erwarten. Gleichzeitig schätzt eine überwältigende Mehrheit auch weiterhin den persönlichen Kontakt zu Arzt oder Ärztin: 91 Prozent sagen, der persönliche Austausch sei ihnen wichtig.
Die Befragung macht deutlich, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens vielen Menschen noch nicht weit genug geht und sie mit der bisherigen Umsetzung noch nicht zufrieden sind. Mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) gibt an, die Digitalisierung im Gesundheitsbereich sei weniger gut bis schlecht umgesetzt. 41 Prozent sehen bereits eine gute bis sehr gute Umsetzung.
Noch deutlicher wird das Ergebnis, wenn man es auf einer Skala von null (schlechte Umsetzung der Digitalisierung) bis 100 (vollkommene Zufriedenheit mit dem Digitalisierungsstand des Gesundheitswesens) darstellt: Die Zufriedenheit der Bevölkerung entspricht laut der Befragung auf einem solchen Index dem Wert 44. Zur Einordnung: Als hoch gilt ein Zufriedenheitsgrad ab einem Wert von 70.
Die Patientinnen und Patienten begrüßen die Digitalisierung vor allem als Hilfe, um sich bequemer um die eigene Gesundheit zu kümmern. So wünschen sich fast drei Viertel der Befragten (74 Prozent), durch digitale Anwendungen ihre Gesundheitsanliegen unkompliziert regeln zu können.
79 Prozent geben an, dass digitale Anwendungen es leichter machen, die eigenen Gesundheitsangelegenheiten zu organisieren, etwa Arzttermine zu vereinbaren. Drei Viertel (75 Prozent) finden digitale Anwendungen praktisch, um anstehende Impfungen oder Vorsorgeuntersuchungen im Blick zu behalten. Und mehr als drei Viertel der Befragten (78 Prozent) erwarten eine bessere Kommunikation mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin durch die elektronische Patientenakte, die gesetzlich Versicherten seit Jahresbeginn zu Verfügung steht. Die elektronische Patientenakte erlaubt es, alle Befunde und verordneten Medikamente auf einen Blick parat zu haben. Im Behandlungszimmer kann das sehr hilfreich sein. Denn wer hat beim Arzt immer alle Befunde, Medikamente, früheren Beschwerden im Kopf? Bei der Befragung gab mehr als jeder dritte Patient (35 Prozent) an, schon vom Arzt oder von der Ärztin nach Informationen gefragt worden zu sein, „die ich nicht hatte”.
In Zukunft werden digitale Anwendungen die Ärztinnen und Ärzte immer stärker bei der Diagnose unterstützen können. Mehr als die Hälfte der Befragten ist laut Umfrage heute bereit für eine digitale Diagnose etwa durch eine entsprechende Handy-App. 41 Prozent sind hierbei noch skeptisch.
Die Umfrageergebnisse mögen eine Momentaufnahme aus der Pandemie sein. Sie machen aber deutlich, dass die Menschen wissen, welche Vorteile die Digitalisierung des Gesundheitswesens für sie haben kann. Ihre kritische Einschätzung des Digitalisierungsstands sollte Ansporn für alle Beteiligten im Gesundheitswesen sein, die Digitalisierung weiter patientengerecht voranzutreiben.
Mit rund 11 Millionen Versicherten ist die Techniker Krankenkasse (TK) die größte Krankenkasse in Deutschland. Die rund 15.000 Mitarbeitenden setzen sich tagtäglich dafür ein, den TK-Versicherten eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu gewährleisten. Mit zahlreichen Innovationen – wie zum Beispiel der elektronischen Gesundheitsakte TK-Safe – ist es das Ziel der TK, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und ein modernes Gesundheitssystem maßgeblich mitzugestalten. Focus-Money zeichnete die Techniker bereits zum 17. Mal in Folge als „Deutschlands beste Krankenkasse“ (Focus Money 7/2023) aus.