Mehr als nur flott vorankommen

So stellt sich Audi das Lichtdesign von Morgen vor: Es ist personalisierbar und kann der Kommunikation zwischen dem Auto und anderen Verkehrsteilnehmern dienen. Foto: Audi AG
Früher waren Motor, Sound, Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit beim Autokauf und Autofahren entscheidend. Heute sind es diese Themen entscheidend.
Von Markus Funke
Assistenzsysteme: Digital und voll vernetzt
Multimedia-Anwendungen, Assistenzsysteme oder Apps zum Auffinden von Parkplätzen sind nur einige der Beispiele für die digitalen Helferlein, die Autofahrerinnen und -fahrer heute schätzen. Ganz vorn in diesem Zukunftsmarkt mischen Apple und Google mit, wobei Apple mit der im Juni vorgestellten neuen Version der CarPlay-Software die Nase vorn zu haben scheint. Sie soll künftig alle Displays auf dem Armaturenbrett mit Inhalten versorgen, beispielsweise mit sicherheitskritischen Daten wie die Geschwindigkeit, oder auch die Regelung der Klimaanlage ermöglichen. Bislang war das zwar die Domäne der Autokonzerne, nun wollen führende deutsche und internationale Autobauer dabei sogar mit Apple zusammenarbeiten.
Voraussetzung für die Technik sind Connected Cars, also vernetzte Autos, und der 5-G-Standard soll es mit reaktionsschnellen und leistungsfähigen Netzen in Zukunft richten. Vernetzung hilft nicht nur beim Arbeiten im mobilen Büro, sondern kann auch die Sicherheit im Straßenverkehr verbessern. Autos tauschen Informationen, die sie mit ihren Sensoren aufgefangen haben, mit anderen Fahrzeugen im ständigen Datenstrom aus. Durch die Car-to- Car-Kommunikation können andere Verkehrsteilnehmer frühzeitig auf Gefahren hingewiesen werden. Auch die Verkehrsinfrastruktur wie Ampeln wird in den Datenaustausch einbezogen. Beispielsweise könnte die Ampelsteuerung so das aktuelle Verkehrsaufkommen berücksichtigen und den Verkehrsfluss optimieren. Umwelt und Autofahrer werden es danken.
Licht kooperieren und kommunizieren
Vor allem dank der LEDs haben die Zulieferer und Autohersteller die Lichttechnik am und im Auto in den vergangenen Jahren entscheidend weiterentwickelt. Moderne Scheinwerfer leuchten die Straßen heutzutage wesentlich präziser aus. Aktuelle und vor allem auch künftige Anwendungsszenarien gehen aber weit darüber hinaus. Projektionen auf die Straße und Lichteffekte auf dem eigenen Auto dienen zur Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern: die sogenannte kooperative Außenbeleuchtung. Schon heute lässt beispielsweise das Lichtsystem im Heck eines stehenden Audi A8 bei einer Annäherung anderer Autos die Rückleuchten heller leuchten, um Auffahrunfällen vorzubeugen.
Auch Fußgänger könnten in der Zukunft von modernen Lichtsystemen profitieren: Wenn im autonomen Fahrzeug von morgen Fahrerinnen und Fahrer nicht mehr auf den Verkehr achten müssen, könnte laut dem Lichttechnikanbieter Osram das Auto künftig selbst signalisieren, dass sie die Straße überqueren können. Das Auto projiziert dann ein einladendes grünes Band auf die Straße. Auch im Innenraum bietet die moderne Lichttechnik neue Möglichkeiten. Aufleuchtende LED-Leisten können die Fahrer mit wechselnden Farbschemas bei der Fahrt unterstützen, etwa wenn ein Spurwechsel ansteht oder Gefahren drohen. Dank der fortschrittlichen Technik lassen sich Lichtszenarien individuell einstellen und je nach Bedarf anpassen, etwa wenn die Passagiere am Computer arbeiten oder Multimedia-Anwendungen nutzen. Auf langen Fahrten oder im Stau wird der Innenraum so wahlweise zum Wohnzimmer oder zum Büro.
Autonomie: Selbstfahren mit Einschränkungen
Noch ist das selbstfahrende Auto zumindest im flächendeckenden Einsatz Zukunftsmusik. Aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. In Amerika fahren bereits in einigen Städten Robotertaxis, wie etwa von der GM-Tochter Cruise, wenn auch noch oft unter eingeschränkten Bedingungen. Auch auf dem alten Kontinent kommt das Thema voran. In Deutschland sind erste Fahrzeuge mit Assistenzsystemen unterwegs, die mit dem hochautomatisierten Fahren die dritten von fünf Stufen des autonomen Fahrens ermöglichen. Damit müssen die Fahrer in bestimmten Situationen nicht mehr ihre Aufmerksamkeit dem Straßenverkehr widmen, sondern können sich mit anderen Dingen beschäftigen und zum Beispiel Mails schreiben.
Allerdings müssen Fahrerinnen und Fahrer in ständiger Lauerstellung bleiben, um im Zweifelsfall doch blitzschnell das Steuer selbst zu übernehmen. Das ist erst bei der Stufe 4 – dem vollautomatisierten Fahren – nicht mehr nötig, die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden derzeit geschaffen. Doch abseits von rechtlichen Fragen bleibt die geringe Akzeptanz ein Hindernis. Trotz Interesse trauen viele der Technik nicht und lehnen es ab, dem Auto die Steuerung zu überlassen, wie Umfragen immer wieder zeigen. Moderne Assistenzsysteme wie der Notbremsassistent oder der Spurwechselwarner stehen jedoch hoch im Kurs. Entwickler arbeiten an neuen Systemen. Beispielsweise könnte das Auto künftig hören: Forscher vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Oldenburg haben bereits Prototypen von Sensoren für das Erkennen von Außengeräuschen wie Sirenen entwickelt.