Anzeigensonderveröffentlichung
Endlich Stau!
Verlagsspezial: Automobile Zukunft

Endlich Stau!

So stellt sich Continental das Auto als dritten Lebensraum vor. Fahren, Arbeiten und Entspannen in der Ambienc3-Version des VW T2 Bulli, der von 1967 bis 1979 gebaut wurde. Foto Continental

Wohl sollen wir uns in ihnen fühlen, Fahr- und Standzeiten sinnvoller nutzen. Hersteller und Designer erklären das Auto zum dritten Lebensraum und haben innovative Ideen für seine Ausgestaltung.  

Von Jan Bojaryn

Der frisch gebrühte Kaffee gehört zum Morgenritual: Die Aktentasche unter die Konsole an der Windschutzscheibe pfeffern, in den Fahrersessel sinken, und während das Auto selbst ausparkt, den Becher in die Maschine stellen. Verträumt fällt der Blick auf den vorbeiziehenden Berufsverkehr, dann ballen sich plötzlich die Autos. Ein Stau! Schnell den Kollegen im Büro die Verspätung ansagen und dann ab auf die Rückbank. Im Sitzpolster lauern bereits die Massagefinger, aber das Kneten heben wir uns für den Heimweg auf. Jetzt schauen wir uns lieber die Zusammenfassung des Fußballspiels von gestern Abend an, weit zurückgelehnt und in aller Ruhe. Sanft weht der Duft von frischgemähtem Rasen durch die Fahrgastkabine.

Im Auto sitzen und sich entspannt mit anderen Dingen beschäftigen, statt aktiv zu fahren – diese Vision ist nicht neu. Medien wie das amerikanische Magazin „Popular Science“ illustrierten bereits in den 1950er-Jahren das glückliche Familienleben im Auto der Zukunft: Alle – inklusive Fahrer – versammeln sich um ein Brettspiel, während das Fahrzeug autonom über den Highway düst. Langsam nähert sich die Vorstellung der Wirklichkeit – und sieht doch anders aus als die Illustrationen von damals.

Arbeit oder Entertainment: das Kaffeehaus auf Rädern

Das Auto der Zukunft ist ein Third Place, ein dritter Lebensraum, was bisher eher für Kaffeehäuser, Eckkneipen oder Parks galt. Definiert wurde der Begriff vom amerikanischen Soziologen Ray Oldenburg, ist jedoch seinem Schöpfer längst entwachsen – spätestens seit im Jahr 2000 Filmregisseur David Lynch in einem Werbespot die Spielekonsole Playstation 2 zum „Third Place“ erklären ließ. Heute ist der Third Place einfach ein weiterer Lebensraum neben der Wohnung und der Arbeitsstelle, der mehrere Funktionen haben kann und Platz bietet für spielerische Freiheit und für soziale Begegnungen. 

Natürlich macht sich bereits heute im Auto gemütlich, wer viel Zeit dort verbringen muss. Becherhalter gibt es schon länger, neuerdings werden Handys mit dem Bordcomputer gekoppelt, um eine Alternative zum Radio zu haben. Nur die Innenausstattung wirkt noch wie von gestern: Sitze, Lenkrad und Konsole, alles sitzt fest am alten Ort. Den nächsten Schritt haben Autofreunde bereits vor Augen – in Form von Konzeptautos auf Fachmessen. Im September letzten Jahres stellt Continental sein auf einem VW-T2 Bulli basierendes AMBIENC3-Konzept auf der Internationalen Automobilausstellung München vor. 

Tatsächlich nimmt darin eine schicke Kaffeemaschine eine zentrale Position ein. Der Minivan macht vor, auf welchen Feldern sich das Innenleben von Autos greifbar weiterentwickelt. Dass AMBIENC3 auch einen Fahrersitz hat, fällt eher beim zweiten Blick auf. Frei schwingt das Sitzpolster von der Windschutzscheibe nach hinten und schafft nebenbei einen Stauraum, in dem auch etwas anderes stehen könnte als eine Kaffeemaschine. Vorn wird in diesem Auto noch gelenkt, geschaltet und Gas gegeben, hinten wartet der Loungebereich mit einer atmungsaktiven Bank, Beistelltischchen und gemütlichem Sessel.

Das Autoinnere erinnert an ein futuristisches Wohnzimmer. Dazu tragen auch die merklich anderen innovativen Materialien bei. Statt herkömmlicher Fenster gibt es Panels mit variabler Lichtdurchlässigkeit. Oberflächen aus vermeintlichem Holz oder Leder wurden aus pflanzlichen und recycelten Materialien gedruckt. Sie sind leichter und robuster als das Original, und hinter ihnen lassen sich Touchpanels oder Leuchtanzeigen verbergen.

Der Innenraum in diesen Zukunftsentwürfen soll erstens multifunktional sein und sich zweitens seinen Passagieren anpassen. Viele Konzepte beziehen das Smartphone mit ein – ein multifunktionales Gerät, das Menschen bereits heute ihren Bedürfnissen anpassen. Mit ihrem Profil in einer App hinterlegt, könnten sie zukünftig auch beim Car-Sharing in ein Auto einsteigen, das sie mit der gewünschten Raumtemperatur, Lichtstimmung, dem passenden Medienprogramm empfängt – und dem korrekt eingestellten Sitz. Bei so vielen Möglichkeiten blühen auch ungewöhnliche Ideen auf. Unvergessen bleibt das Konzeptauto Oasis des Herstellers Rinspeed, bei dem statt eines klassischen Armaturenbretts eine breite Bildschirmleiste hinter dem Lenkrad montiert war – und dahinter allen Ernstes ein kleines Sukkulentengärtchen, in dem laut Hersteller auch Radieschen oder Bonsai Platz hätten.

Weil nicht alle Autofahrer Sukkulenten mögen, geht es meist eher darum, einen Raum zu schaffen, den die Nutzer sich zu eigen machen. Und demnächst geht es um „Shy Technology“ wie im AMBIENC3: Infos und Bedienflächen zeigen sich entweder, oder sie verschwinden in den smarten Oberflächen. Auch Sitzmöbel lassen sich freier drehen und verstellen. Natürlich müssen Autos dann Kameras und Sensoren einsetzen, um zu wissen, wo genau Passagiere sich aufhalten. Das ist allein schon wichtig, damit sich im Notfall die richtigen Airbags öffnen. 

Doch dank KI und Personalisierung kann das Auto so auch den Gesichtsausdruck, die Bewegungen und die Vitalzeichen seiner Insassen erkennen. Es kann scheinbar empathisch reagieren. Vorgemacht hat das der chinesische Autozulieferer Yanfeng in seinem Konzeptfahrzeug XiM20: Es kann Sitzposition und Sicherheitssysteme anhand des jeweiligen Nutzerprofils einstellen. Es soll aber auch Licht, Musik und Duft anpassen – dabei orientiert es sich nicht einfach an einer Voreinstellung, sondern analysiert mit Gesichtserkennung und KI die Stimmung der Passagiere.

Der erste Schritt: Integration des Smartphones ins Cockpit

Bevor solche Visionen in Serie gehen, versuchen aktuelle Autos eher, enger mit dem Smartphone der Nutzer zusammenzuarbeiten. Apple will mit seinem ambitionierten CarPlay zukünftig möglichst alle Bildschirme des Autos bespielen. Und VW-Tochter CARIAD möchte ab 2023 den Grundstein für ein neues Infotainment-System in Autos der Volkswagen-Gruppe legen. Das System funk­tioniert auf Android-Basis. Das ist die naheliegende Stoßrichtung: Wenn die Autos so smart wie unsere Smartphones werden, wenn sie Navigation, Kalender, Kontakte, To-do-Liste und Medien wirklich naht- und reibungslos ins Cockpit einbauen, dann ist schon viel gewonnen.

Einer gemütlichen Zukunft im dritten Lebensraum, mit Beinfreiheit, Polsterliegen und Kaffeemaschinen steht dagegen noch ein größeres Hindernis im Weg: Noch immer fahren wir unsere Autos selbst. Wenn sie das eines Tages so autonom tun, dass wir den Verkehr nicht einmal mehr beobachten müssen, dann wird vieles möglich – dann können wir unterwegs auch Radieschen gießen.

Zurück zur Übersicht
Artikel teilen