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Starke Stimmen für die Vielfalt

Starke Stimmen für die Vielfalt

Die starken Stimmen (v.l.n.r.): Sagithjan Surendra, Elke Wolf, Dalal Mahra, Anne Sophie Geier, Pavlo Stroblja

Sie unterstützen queere Menschen bei der Karriereplanung, informieren über muslimischen Feminismus und wollen weibliche Forschung fördern: Fünf außergewöhnliche Aktivisten, die Deutschland bunter machen. 

Von Kim Berg

Sagithjan Surendra, Gründer des Aelius Förderwerks

In seiner Schulzeit erfuhr Sagithjan Surendra, was es bedeutet, nicht dazuzugehören. In den Neunzigerjahren flüchteten seine Eltern vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka nach Deutschland. Sie hatten nur wenig Geld und konnten sich Klassenfahrten, Nachhilfe oder ein tägliches Mensaessen nicht leisten. „Meine eigene Biographie hat mich schnell dafür sensibilisiert, wie wichtig es ist, dass unsere Gesellschaft von Menschen gestaltet wird, die mehr als nur eine Welt gesehen, erlebt und gelebt haben“, erklärt Surendra auf seiner Website. Um andere sozial benachteiligte Schüler zu unterstützen, gründete Surendra 2017 das Aelius Förderwerk. Sein Ziel ist die Förderung von Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien. So möchte der heutige Student der Molekularmedizin einen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit in Deutschland leisten. „Heute setze ich mich dafür ein, dass sozialer Herkunft mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, damit möchte ich eine diverse, offene und chancenreiche Gesellschaft mitgestalten“, erklärt der 23-Jährige. Für sein Engagement wurde Surendra 2020 vom Deutschen Hochschulverband als „Student des Jahres“ ausgezeichnet und ergatterte im gleichen Jahr einen Platz unter den „Top Talents under 25“.

Elke Wolf, Sprecherin der bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW)

Nur jede fünfte Professur in Bayern ist mit einer Frau besetzt – und das, obwohl 51 Prozent der Hochschulabsolventen Frauen sind und immerhin 43 Prozent der Promovierenden. Die Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an bayerischen Hochschulen (LaKoF Bayern) möchte das ändern. Mit der Initiative „Werde Professorin!“ möchte sie mehr Frauen für eine Arbeit in Forschung und Lehre an Hochschulen begeistern. Neben der Unterstützung bei Bewerbungen bietet die LaKoF auch Hilfe auf dem Weg zur Professur an, zum Beispiel durch Promotionsstipendien.

Eine zentrale Figur der Kampagne ist Elke Wolf. Sie ist Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule München und stellvertretende Sprecherin der LaKoF. „Die meisten der heutigen Professorinnen studierten selbst nie bei einer Professorin. Die Studienpläne, die Fragestellungen, Inhalte und Perspektiven ihrer wissenschaftlichen Diskussionen in ihrem Studium setzten zum Großteil Männer“, erklärt die Professorin gegenüber dem „Blog der Republik“. Deshalb sei unser heutiges Wissen vor allem durch eine männliche Sicht geprägt. Dabei klaffen die Lebensrealitäten, Probleme und Herausforderungen von Männern und Frauen oft weit auseinander.
In Zukunft möchte Wolf deshalb möglichst viele Frauen animieren, als Professorin in der Forschung und Wissensvermittlung tätig zu werden, damit „langfristig alle Menschen gleichermaßen vom wissenschaftlichen Fortschritt profitieren und Lösungen für ihre Herausforderungen finden können“.

Dalal Mahra, Mitbegründerin von Kopftuchmädchen

„Achtung, hier erwartet dich ganz viel Kopftuchmädchen-Power!“ So startet Dalal Mahra das Kopftuchmädchen-Image Video auf Youtube. Kopftuchmädchen ist ein Medien-Start-up, das Mahra 2020 gründete. Gemeinsam mit ihrem Team möchte sie authentische Einblicke in die Lebensrealität muslimischer Frauen in Deutschland geben. Ihre Vision ist es, „die Medienlandschaft nachhaltig mitzugestalten, dem stereotypischen Bild muslimischer Frauen in den Mainstream-Medien entgegenzuwirken und ein ernst zu nehmender Player in den digitalen Medien zu werden“, sagt Mahra.

Über Youtube, Instagram und Tiktok verbreiten die „Kopftuchmädchen“ Videos zum Thema Feminismus im Islam. Sie stellen starke muslimische Frauen vor, erklären islamische Feiertage, sprechen über Tabuthemen wie Menstruation und weibliche Sexualität und greifen aktuelle politische Debatten auf. Durch Networking-Events und Work­s­hops erhalten Frauen die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen und inspirierende Persönlichkeiten aus den Kopftuchmädchen-Videos kennenzulernen. „Es ist ein safe(r) Space für Frauen, insbesondere für muslimische Frauen. Die Events sind geprägt von Inspiration und Empowerment“, erklärt Mahra auf der Plattform „Mrs. City Berlin“.

Anne Sophie Geier, Geschäftsführerin des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung e.V.

Sie möchte das Gesundheitssystem digitalisieren: Ende 2020 übernahm Anne Sophie Geier die Geschäftsführung des Spitzenverbands Digitale Gesundheits­versorgung. Die promovierte Pharma­zeutin und Branchenexpertin soll die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland vorantreiben. Der Verband umfasst bundesweit 166 E-Health-Unternehmen, Organisationen und Verbände – Tendenz steigend. „Im Rahmen der weltweiten Corona-Pandemie haben digitale Lösungen bewiesen, welches Potential sie für eine qualitativ hochwertige und effiziente Gesundheitsversorgung haben. Nun gilt es, die nächsten Schritte hin zu einer ganzheitlich gedachten, digital unterstützten gesundheitlichen Versorgung zu gehen”, sagt Geier dem Fachmagazin „E-Health-Com“.

Der Austausch mit verschiedensten Menschen und Gesprächspartnern erfreut die promovierte Pharmazeutin besonders, denn sie alle sind motiviert, „in unserem Gesundheitssystem etwas zum Besseren zu bewirken“, sagt sie gegenüber „Klinik Managament Aktuell“. „Diese Vielfalt macht mir täglich aufs Neue Spaß.“ Gesundheit und Medizin haben die promovierte Pharmazeutin schon immer interessiert. Schon in der Grundschule wollte sie Tierärztin werden. Der medizinische Bereich ist zwar bis heute geblieben, das Aufgabengebiet hat sich jedoch deutlich verschoben.

Pavlo Stroblja, Gründer von Queermentor

LGBTQI+-Menschen leiden deutlich häufiger an psychischen und körperlichen Erkrankungen als die übrige Bevölkerung. Das haben Wissen­schaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) 2021 herausgefunden. Demnach bekommen sie dreimal so häufig Depressionen oder erleiden einen Burnout. Grund dafür sind Anfeindungen und Ablehnungen durch Teile
der Gesellschaft.

Das möchte Pavlo Stroblja ändern. 2021 gründete er das gemeinnützige Unternehmen Queermentor. Mit der ersten digitalen Diversity-Trainings- und Empowerment-Plattform möchte er Jugendliche aus der LGBTQI+-Community beruflich und privat unterstützen. Seine Coaching-Kurse stellt er aus theoretischen und praktischen Übungen zusammen, das sogenannte LGBT-Coaching: Lerne aus deiner Vergangenheit – Gestalte dein Mindset – Bestärke dich selbst – Transformiere deine Zukunft.
Jedem Mentee wird ein passender Mentor zugeordnet, der dem Mentee mit seinen eigenen Erfahrungen zur Seite steht. In virtuellen Trainings können die Mentees zudem ihre mentale Stärke aufbauen und erhalten Tipps zur beruflichen Orientierung.

 

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