Anzeigensonderveröffentlichung
Wenn Vielfalt zur Norm wird

Wenn Vielfalt zur Norm wird

Melanie Hauptmanns kämpft gegen Diskriminierung von dicken Menschen in der Gesellschaft. 
Foto Fräulein Kurvig - Deutschlands schönste Kurven

Selbstbewusstsein ist wichtig, um auf der Karriereleiter weiter nach oben zu klettern. Doch vor allem Frauen werden immer wieder mit vermeintlichen Makeln konfrontiert. Um das zu ändern, muss sich etwas in den Köpfen der Menschen ändern – und in der Gesellschaft. 

Von Melanie Croyé

Sie hat Jahre gebraucht, um da zu sein, wo sie heute ist: eine erfolgreiche Unternehmerin, Coach, Plus-Size-Model, Speakerin. Melanie Hauptmanns ist, was man im Volksmund „Tausendsassa“ nennt. Wenn die rundliche Blondine mit dem strahlenden Lächeln irgendwo hinkommt, drehen sich alle Köpfe nach ihr um. Sie tritt im Fernsehen auf, bestärkt Frauen und Männer in Kursen und auf Bühnen darin, sich selbst zu lieben, hat zahlreiche Preise für ihr Engagement eingeheimst und in der Corona-Pandemie einen eigenen Diversity-Lauf auf die Beine gestellt.

Doch das war nicht immer so. „Mit 13 hat man mich beschimpft und ausgelacht, Miss Piggy genannt. Heute finde ich Miss Piggy super, aber damals war das nicht lustig“, erzählt die 44-Jährige. Trotzdem hat sie es geschafft, ihr Selbstbewusstsein über die Jahre aufzubauen und zu erhalten – und hat sich ihre Schwächen zur Stärke gemacht. „Ich habe meine Karriere auf dem aufgebaut, was ich bin. Ich wäre nicht so erfolgreich, wenn ich schlank wäre“, sagt sie. Durch ihrer Geschichte weiß sie, wie es ist, aufgrund ihrer körperlichen Erscheinung diskriminiert und unterschätzt zu werden, gerade als dicke Frau.

„Die Gesellschaft ist an Klischees gebunden. Dicke sind faul und sitzen auf der Couch, anstatt etwas zu unternehmen. Aber das ist falsch“, sagt Hauptmanns. In den Köpfen vieler Menschen sei verankert, dass nur schlanke Menschen erfolgreich sein können, erst langsam setze sich ein anderes Bild durch. Besonders schwer haben es dabei Frauen. Zwar sind auch Männer mit ihrem Körper unzufrieden, die Gesellschaft interessiert sich aber nicht dafür, wie Männer aussehen. Frauen hingegen müssen sehr viel mehr Aufwand, Mühe und Geld investieren, um nach außen attraktiv zu wirken.

Schlanken Menschen wir mehr Kompetenz zugesprochen

Tatsächlich zeigen zahlreiche empirische Studien, dass Menschen, die als schön und schlank gelten, Vorteile im Leben haben. Attraktiven Menschen wird mehr Kompetenz zugesprochen, was sich beispielsweise in Bewerbungsprozessen vorteilhaft für sie auswirkt. Laut einer Studie der Uni Tübingen werden dicke Körper mit einem geringeren Bildungsstand assoziiert, Übergewichtige gelten als undiszipliniert, inkompetent oder krankheitsanfällig. Dabei sind einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts zufolge zwei Drittel der Männer und über die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig. Jeder vierte Erwachsene gilt gar als adipös.

Seit Jahren kämpfen Aktivisten und Aktivistinnen unter Stichworten wie #bodypositivity gegen solche Vorurteile – und so langsam tut sich auch etwas, wie Melanie Hauptmanns feststellt. „Je mehr kurvige Frauen Karriere machen und erfolgreich sind, umso eher wird das auch gesellschaftlich akzeptiert.“

Auch Elisabeth Lechner beobachtet eine allmähliche Veränderung im Bewusstsein der Gesellschaft. Die Kulturwissenschaftlerin hat zum Thema Körpervielfalt an der Universität Wien promoviert und das Buch „Riot, don’t diet – Aufstand der widerspenstigen Körper“ geschrieben. Allerdings bemängelt die Forscherin, dass diese Veränderung vor allem kommerziell gefällig sei, sich aber strukturell bisher wenig geändert habe. Das macht sie unter anderem an der Werbung fest, aber auch an der Tatsache, dass in Machtpositionen noch immer dieselben Körper sitzen und zu wenig Diversität erkennbar sei. Sie fordert stattdessen in allen Lebenslagen tiefgreifende Veränderungen. „Wir dürfen die Last nicht länger auf den Schultern der Betroffenen lassen“, sagt Lechner. Auch wenn das bedeute, dass zumindest zeitweise eine Art von Quote eingeführt werden müsse. „Wir brauchen beispielsweise bewusstseinsbildende Maßnahmen in den HR-Abteilungen, um unbewusste Vorurteile zu bekämpfen“, schlägt sie vor. Eine Lösung seien anonyme Bewerbungsprozesse ohne Foto, bei denen das persönliche Gespräch erst die letzte Stufe ist. In ihrem Buch zitiert sie eine Anwältin, die trotz hoher Qualifikation erst zum Bewerbungsgespräch eingeladen wurde, nachdem sie sich ohne Foto beworben hat – weil dieses klar gezeigt habe, dass sie übergewichtig war. „Es ist wirklich absurd, was einem an Kompetenz und Potential entgeht, wenn man Menschen nur basierend auf ihrem normschönen Aussehen einstellt“, sagt Lechner.

Ein inklusives Umfeld im Unternehmen schaffen

Genau das wünschen sich auch Arbeitsuchende, wie mehrere Untersuchungen der Jobplattform Glassdoor ergeben haben. Diversität am Arbeitsplatz sei für mehr als drei von vier Arbeitsuchenden ausschlaggebend und sogar wichtiger als Vergütung und Lohn. „Inklusion umfasst mehr als das Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit oder Sexualität. Auch die Diversität von Menschen mit verschiedensten Konfektionsgrößen sollte in der Unternehmenspolitik berücksichtigt werden“, sagt Jill Cotton, Expertin für Karrieretrends bei Glassdoor. Konkret bedeute das, dass Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sich selbst am Arbeitsplatz vertreten sehen müssen. Es sollten beispielsweise Unternehmensbilder verwendet werden, die verschiedenste Körperformen zeigen. Dabei sollte auch die Firmenkleidung in einer großen Auswahl an Größen erhältlich sein. Wellness-Programme sollten sich nicht auf die Gewichtsabnahme konzentrieren, und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollten über eine sensiblere Sprache hinsichtlich Größeninklusivität aufgeklärt werden.
„Vielfalt muss zur Norm werden“, plädiert auch Elisabeth Lechner. Es reiche nicht, nur auf individueller Ebene zu denken, das Bewusstsein, dass Kompetenz nichts mit Aussehen zu tun hat, müsse in allen Köpfen greifen und sollte deshalb bestenfalls bereits in der Schule aufgebaut werden.

Diesen Ansatz verfolgt auch Melanie Hauptmanns. „Dabei geht es gar nicht nur um Body Positivity, sondern darum, von Anfang an zu lernen, was man wert ist, und das Selbstwertgefühl zu stärken.“ In der Schule gehe es heute viel zu oft darum, darauf hinzuweisen, was jemand nicht kann, anstatt Stärken zu fördern. Melanie Hauptmanns hat selbst erfahren, dass es einen weiterbringt, an sich zu glauben und sich selbst zu lieben: „Erfolg hat nicht so mit dem Körper zu tun, sondern mit dem Mindset und dem, was man ausstrahlt.“ Und das kann man lernen, dav

 

Zurück zur Übersicht
Artikel teilen