Anzeigensonderveröffentlichung

Gürtel­rose

Nervenerkrankung
im
Schatten

Fast jeder Dritte ist in Deutschland von Gürtelrose betroffen. Trotzdem wird die Nervenerkrankung wenig ernst genommen. Was viele unterschätzen: Hinter den langen Leidenswegen der Patientinnen und Patienten steckt auch eine wachsende Belastung für die Sozialkassen.

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Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 400.000 Menschen an Gürtelrose, medizinisch Herpes Zoster. Ab dem 60. Lebensjahr steigt die Anzahl der Gürtelrose-Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung deutlich. Ein Prozent der Über-60-Jährigen erkrankt laut einer aktuellen Studie der Krankenkasse Barmer jährlich an Gürtelrose. Unter den über 85-Jährigen hatten sogar schon 50 Prozent die Krankheit. Doch auch bei den Jüngeren steigen die Fallzahlen. Hinzu kommt: Nach einer Erkrankung werden Betroffene nicht immun. Die Krankheit kann immer wieder ausbrechen.

Damit zählt die Gürtelrose zu den häufigen Erkrankungen in Deutschland. Und sie ist wohl eine der unterschätztesten. Denn Herpes Zoster ist keine harmlose Haut- sondern eine ernstzunehmende Nervenerkrankung. Dies zeigt sich im Krankheitsverlauf: Das Virus bahnt sich seinen Weg entlang der Nervenfasern zur Haut und verursacht dort die charakteristischen roten, brennenden Pusteln. Weil diese in den meisten Fällen im Bereich rund um den Gürtel auftreten, wird Herpes Zoster im Volksmund Gürtelrose genannt. Doch schlimmer als der Ausschlag sind die oft quälenden Nervenschmerzen, die mit einer Krankheit einhergehen. Sie halten oft über mehrere Wochen an, in einigen Fällen sogar über Monate oder gar Jahre.

Auslöser für Gürtelrose sind die Varizella Zoster-Viren, die nach der initialen Infektion die als Kinderkrankheit bekannten Windpocken verursachen. Mehr als 95 Prozent der heute Erwachsenen in Deutschland tragen diese Viren nach einer überstandenen Windpocken-Erkrankung im Kindesalter in sich. Da das Immunsystem die Viren nicht komplett aus unserem Körper entfernen kann, schlummern diese nach der Windpockeninfektion in den Nervenknoten am Rückenmark und werden vom Immunsystem in Schach gehalten. Wird dieses allerdings durch Alter, psychischen Stress, zu viel UV-Strahlung oder auch chronische Krankheiten geschwächt, können die Viren wieder aktiv werden und zur Gürtelrose führen. Etwa 60 Prozent der über 50-Jährigen sind von chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegserkrankungen wie Asthma betroffen. Sie haben damit auch ein erhöhtes Risiko, an Gürtelrose zu erkranken.

Beate

„Ich habe noch nie zuvor so eine Art von Schmerz gefühlt“

Es war der Stress auf der Arbeit, der ihr Immunsystem so geschwächt hatte, dass bei ihr Gürtelrose ausbrach, sagt Beate heute. Damals

Carola

„Ich bin vier Wochen nicht aus dem Haus gegangen“

Carolas Gürtelrose-Geschichte ist über 20 Jahre lang. Sie erkrankte insgesamt drei Mal an Gürtelrose. Beim ersten Ausbruch der Krankheit

Jens

„Ich habe mich nicht in Gefahr gefühlt, weil ich zu jung war.“

Jens war gerade mal 59 Jahre alt, als bei ihm Gürtelrose ausbrach. Die Erkrankung begann zuerst harmlos mit einem leichten Jucken, erzählt

Belastung für den Körper

Ein Gürtelrose-Ausbruch ist eine große Belastung für den Körper. Das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt ist in den ersten Wochen nach der Gürtelrose um mehr als die Hälfte erhöht. Eine Gürtelrose am Auge (Zoster ophthalmicus) kann sogar zur Erblindung führen. Schwindel und Hörminderung können ebenfalls auftreten, wenn das Ohr betroffen ist (Zoster oticus). Fast jeder Dritte Gürtelrose-Erkrankte leidet auch nach der akuten Erkrankung noch an Komplikationen wie starken Nervenschmerzen. Diese Post-Zoster-Neuralgie ist die häufigste Spätfolge der Gürtelrose. Hinzu kommt: Etwa zehn Prozent der Betroffenen erkranken ein zweites Mal an Herpes Zoster. Laut einer amerikanischen Studie sind davon besonders Frauen über 50 und immungeschwächte Personen zum Beispiel mit Diabetes, Asthma, COPD oder anderen chronischen Krankheiten betroffen.

Bei einer Gürtelrose-Erkrankung kommt es auf eine schnelle Behandlung an. Die typischen brennenden Schmerzen können sich bereits Tage vor der Bläschen-Bildung bemerkbar machen. Hinzu kommen Jucken, Berührungsüberempfindlichkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber und Abgeschlagenheit. Wer diese Symptome bemerkt, sollte schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Therapeutische Maßnahmen sollten innerhalb von 72 Stunden nach Ausbruch der ersten Symptome eingeleitet werden. Behandelt wird mit antiviralen Tabletten oder bei schwereren Verläufen mit Infusionen in einer Klinik. Ihre Wirkung ist umso besser, je schneller sie nach den ersten Symptomen zum Einsatz kommen.

Herausforderung für das Gesundheitssystem

Die Gürtelrose-Fälle nehmen seit Jahren zu. Eine Abfrage im Rahmen einer Studie des Uniklinikums Essen beim Statistischen Bundesamt ergab: Die Anzahl der vollstationär behandelten Patienten mit der Hauptdiagnose Zoster stieg in deutschen Krankenhäusern zwischen 2009 und 2019 um fast 60 Prozent an. Auffällig ist, dass nicht nur die Fälle in der Altersgruppe über 60 mehr werden, was sich mit einer immer älter werdenden Gesellschaft begründen ließe. Die Erhebung ermittelte den höchsten relativen Anstieg in der Gruppe der 21 bis 40-Jährigen. Die Studienautoren nennen UV-Strahlen, die das Immunsystem schwächen als mögliche Ursache - mehr Sonnenstunden durch den Klimawandel und zusätzlich das entsprechende Freizeitverhalten der Jüngeren. Fast 30.000 Gürtelrose-Patienten gab es 2019 in deutschen Krankenhäusern und auch außerhalb der Krankenhäuser steigen die Fallzahlen. Laut Barmer-Studie stieg die jährliche Anzahl der unter-60-jährigen mit einer Gürtelrose-Diagnose um mehr als drei Prozent über den Zeitraum von 2018 bis 2023 an. Die Krankheit wird damit zunehmend zu einer Belastung für das Sozialsystem.

Studien zu konkreten Auswirkungen auf das Gesundheitssystem in Deutschland gibt es zwar nicht, wohl aber eine Studie aus Österreich, aus der sich auch für Deutschland Schlüsse ziehen lassen. Das Economica Institut für Wirtschaftsforschung hat die Folgen des massiven Anstieges der Gürtelrose-Fälle für Österreich untersucht. Hintergrund ist, dass die seit einiger Zeit verfügbare Impfung in Österreich zwar ab 50 Jahren empfohlen, nicht aber von den Krankenkassen übernommen wird. Die steigende Zahl der stationär Behandelten mit durchschnittlich acht Krankenhaustagen, die unüberschaubaren Kosten der ambulanten Behandlungen und die Kosten der Krankmeldungen sind laut Experten eine erhebliche Belastung für das österreichische Gesundheitssystem. Eine Kostenübernahme der Impfung würde für das Land im Fall der Bevölkerung ab 50 Jahren eine ähnliche finanzielle Entlastung bedeuten wie durch die Influenza-Impfungen in der gesamten Bevölkerung - mit dem Unterschied, dass gegen Gürtelrose nicht jährlich aufgefrischt werden müsse. Hinzu kommt die Behandlung von Folgeerkrankungen und Spätfolgen.

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Carola

„Ich bin vier Wochen nicht aus dem Haus gegangen“

Carolas Gürtelrose-Geschichte ist über 20 Jahre lang. Sie erkrankte insgesamt drei Mal an Gürtelrose. Beim ersten Ausbruch der Krankheit war sie 52 Jahre alt.  Die ersten beiden Erkrankungen traten nach dem Verlust naher Angehöriger auf, die letzte Erkrankung, als sie 75 Jahre alt war. „Bevor ich Gürtelrose bekam, war mein Leben das einer berufstätigen Frau, Mutter und Ehefrau“. Doch die Krankheit hat für Carola alles geändert. Die erste Erkrankung im Jahr 2000 ging mit den typischen, gürtelförmig angeordneten Bläschen am Rücken und starkem Juckreiz einher. Sieben Jahre später brach die Krankheit ein zweites Mal aus, diesmal mit den gleichen Symptomen im Schulter- und Nackenbereich. Jeweils zwei Wochen lang hielt die Krankheit bei den ersten beiden Malen an. Doch die Gürtelrose kam noch ein drittes Mal zurück – heftiger als je zuvor. Beim erneuten Ausbruch im Jahr 2024 waren die ersten Symptome ebenfalls wieder die Bläschen hinter dem Ohr. „Ich hatte heftige Ohrenschmerzen und dann ein hängendes Unterlid und einen schiefen Mundwinkel.“ Diagnose:  Fazialisparese. So heißt diese Lähmung der Gesichtsmuskulatur, die durch eine Schädigung des Gesichtsnervs auftritt. Sechs Wochen lang hielt diese Lähmung an. „Ich bin vier Wochen nicht mehr aus dem Haus gegangen“, erinnert sich Carola. Und die Krankheit ist auch nach der Akutphase längst nicht vorbei. Bis heute hat sie immer wieder Ohren- und plötzlich einsetzende Kopfschmerzen. „Ich bin bei Weitem nicht mehr so belastbar wie vorher“, sagt Carola heute. Am meisten überrascht hat sie die Gesichtslähmung, die als Folge der Gürtelrose auftrat. „Meine dreimalige Gürtelrose-Erkrankung hat mir die Unberechenbarkeit des Virus sehr bewusst gemacht.“

Beate

„Ich habe noch nie zuvor so eine Art von Schmerz gefühlt“

Es war der Stress auf der Arbeit, der ihr Immunsystem so geschwächt hatte, dass bei ihr Gürtelrose ausbrach, sagt Beate heute. Damals war sie 60 Jahre alt. Als Erstes bemerkte sie einen Hautausschlag im rechten Rippenbereich unterhalb der Brust. Dann kam eine massive Erschöpfung hinzu, die bis heute anhält. Unmittelbar nach der Gürtelrose-Infektion trat bei ihr eine Post-Virus-Fatigue (ME/CFS) auf. Nach der Diagnose war sie zunächst nur eine Woche krankgeschrieben. In den folgenden Monaten konnte sie wegen der immer wiederkehrenden Infektionen jedoch kaum arbeiten. Über einen Zeitraum von einem halben Jahr hatte Beate sieben- oder achtmal wiederkehrend Gürtelrose-Infektionen an wechselnden Körperstellen. „Je größer die betroffenen Flächen waren, desto stärker waren die lokalen Schmerzen, aber auch das allgemeine Krankheitsgefühl.“ Es habe sich immer wie eine sehr schmerzhafte Grippe angefühlt. „Ich hab noch nie vorher so eine Art von Schmerz gefühlt“, sagt Beate. Es sei ein „schmerzhafter Zustand der Entkräftung“. Bis heute ist sie krankgeschrieben, aufgrund der ME/CFS schwerbehindert und arbeitsunfähig. Sie hat Erwerbsminderungsrente beantragt. Ihre Leistungsfähigkeit sank auf 20 Prozent. Die Post-Virus-Fatigue löste viele schwerwiegende Symptome aus. Zwei Jahre lang habe sie ständig Kopfschmerzen gehabt. Dazu kamen Schwindel und extreme Kreislaufprobleme sowie eine Belastungsintoleranz. Nur mit Mühe konnte sie sich allein versorgen.  „Ich konnte an einem Tag entweder einkaufen oder kochen. Beides zusammen habe ich nicht geschafft. An guten Tagen habe ich es zum nahen gelegenen Briefkasten oder Glascontainer geschafft.“ Nach vier Jahren privater Reha und zwei Krankenhausaufenthalten geht es ihr heute etwas besser. Ihre Gürtelrose-Erkrankung habe sie „im Grunde komplett aus meinem alten Leben rausgeschossen“, sagt Beate heute.

Jens

„Ich habe mich nicht in Gefahr gefühlt, weil ich zu jung war.“

Jens war gerade mal 59 Jahre alt, als bei ihm Gürtelrose ausbrach. Die Erkrankung begann zuerst harmlos mit einem leichten Jucken, erzählt er. In kurzer Zeit sei daraus aber ein „Multischmerz“ geworden. Diesen vergleicht Jens mit Nadelstichen, Messerstichen und dem Gefühl eines großen Drucks.“ Der Ausschlag breitete sich dann weiter auf die Brust, über die Schulter und schließlich den Rücken aus. Jens war besonders überrascht von dem schnellen Verlauf und der Intensität der Erkrankung. Gerade mal zwei Tage vergingen vom Feststellen der ersten Bläschen bis hin zu einem starken Dauerschmerz, der ihm den Schlaf raubte. Die Krankheit brach an Weihnachten 2022 aus. An besinnliche Feiertage war aber in dieser Situation nicht zu denken. Eine ganze Woche lang schlief Jens kaum. Die Schmerzen zu beschreiben, fällt ihm bis heute schwer. Die Palette reiche von punktuellen, nadelstichartigen Schmerzen bis hin zu großflächigen verbrennungsähnlichen Dauerschmerzen, die teilweise pulsierten. Schmerztabletten hätten dagegen nicht geholfen, erinnert er sich. „Auf einer Skala von eins bis zehn lagen sie zeitweilig bei acht“, beschreibt Jens die Intensität. Bei Herpes Zoster handle es sich „um eine ernsthafte und sehr schmerzvolle Erkrankung, die ich auf gar keinen Fall noch einmal erleiden möchte.“ Die Gürtelroseerkrankung war für ihn ein Weckruf. „Ich habe mich nicht in Gefahr gefühlt, weil ich zu jung war“, sagt er heute. Seine Geschichte hat ihn gelehrt, wie wichtig es ist, die Krankheit ernst zu nehmen. Jeder, der früher mal Windpocken hatte, solle beim allerersten Anzeichen von ungewöhnlichen Hautveränderungen - speziell im Rumpf- und Schulterbereich - umgehend einen Arzt konsultieren, rät der. „Und zwar ganz egal, ob man erst 30 oder über 60 Jahre alt ist.“ Sein eindringliches Plädoyer: „Nehmt das verdammt ernst. Es kann jeden erwischen.“