Mit dem ZNV Hauptstadtdialog der ÖPNV-Initiative ZUKUNFT NAHVERKEHR ist am 15. Mai eine richtungsweisende Veranstaltung in Berlin zu Ende gegangen. Zwei Tage lang trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem Nahverkehr zum intensiven Austausch über die Zukunft des ÖPNV in Deutschland.

Bereits der parlamentarische Abend am 14. Mai setzte deutliche politische Akzente: Ulrich Lange (CSU), seit Kurzem parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, nutzte die Bühne für seine erste öffentliche Rede in diesem Amt und kündigte dabei ein neues ÖPNV-Gesetz an. In seinem Vortrag betonte er die Dringlichkeit, die bestehenden Organisations- und Finanzierungsstrukturen im öffentlichen Nahverkehr zu vereinfachen und effizienter zu gestalten.
Um die positiven Auswirkungen des ÖPNV stärker in den Fokus zu rücken – und insbesondere, um die Sichtbarkeit in Politik und Gesellschaft zu verstärken –, hat die Initiative ZUKUNFT NAHVERKEHR gemeinsam mit dem SZ-Institut bereits 2024 den Denkraum25 gegründet. Das Ziel: zusammen mit Expertinnen und Experten aus der Praxis und der Wissenschaft Gestaltungskonzepte zur Wertschöpfung durch ÖPNV und andere Fragen beziehungsweise Lösungen rund um Mobilität zu entwickeln.
Klare Signale aus der Politik zum Auftakt
Rund 100 Vertreterinnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik nahmen am ZNV Hauptstadtdialog teil. Darunter auch Ricarda Lang, ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen: „Wie sieht eigentlich ein sicherer, zukunftsorientierter ÖPNV aus, der auch Spaß macht? Darüber mal zu reden, das passiert hier“, erklärte Lang.
Die Bundestagsabgeordneten Michael Donth (CDU), Nyke Slawik (Bündnis 90/Die Grünen) und Martin Kröber (SPD) diskutierten gemeinsam mit Dr. Jan Schilling (DB Regio) und Ingo Wortmann (VDV) über die verkehrspolitischen Prioritäten der kommenden Legislaturperiode. Besonders im Fokus standen dabei Investitionen in die Infrastruktur als Basis für ein verlässliches vergrößertes Angebot. Die Diskussion unterstrich den Willen aller Beteiligten, den ÖPNV als Rückgrat nachhaltiger Mobilität weiter zu stärken – über Parteigrenzen hinweg. „Der ÖPNV und der Schienenpersonennahverkehr sind Bestandteile eines funktionierenden Staates. Da haben wir erhebliche Herausforderungen. Wir müssen es in dieser Legislaturperiode schaffen, dass wir wieder zuverlässige Dienstleistungen anbieten. Dazu brauchen wir eine stetige Finanzierung und einfache Förderinstrumente. Dann können wir als Branche liefern und dann kann auch die Politik liefern“, sagt VDV-Chef Wortmann, der damit vielen aus der Seele sprach: Über die gesamte Veranstaltung hinweg herrschte Einigkeit darüber, dass ein guter ÖPNV als Daseinsvorsorge für alle Bürgerinnen und Bürger eine wichtige Säule für eine stabile Demokratie bildet.
Studienpräsentation bringt neue Perspektiven auf den wirtschaftlichen Nutzen des ÖPNV
Ein Höhepunkt des zweiten Veranstaltungstages war die Vorstellung einer von der Initiative ZUKUNFT NAHVERKEHR geförderten Studie des Mobilitätsclusters MCube. Die Untersuchung belegt eindrucksvoll den gesamtwirtschaftlichen Nutzen des öffentlichen Nahverkehrs: Jeder investierte Euro generiert demnach rund drei Euro an Wertschöpfung – insgesamt etwa 75 Milliarden Euro jährlich. Neben der direkten wirtschaftlichen Wirkung, von der beispielsweise der Einzelhandel und der Tourismus stark profitieren, trägt der Nahverkehr laut Studie auch zur Entlastung von Städten und zur Reduzierung gesellschaftlicher Folgekosten bei, etwa durch weniger Unfälle oder geringere Emissionen.


„Was wir uns als MCube wünschen, ist ein faktenbasierter gesellschaftlicher Diskurs über Mobilität. Nicht ideologisch, nicht parteipolitisch. Und deswegen sind solche Veranstaltungen wie heute wichtig“, erklärte Oliver May-Beckmann von MCube.

Diskussionen zu Deutschlandticket, Strukturreformen und vernetzter Mobilität

In mehreren Podiumsdiskussionen vertieften die Teilnehmenden zentrale Zukunftsthemen wie das Deutschlandticket, die Notwendigkeit einer besseren Vernetzung der Verkehrsträger sowie tiefgreifende Strukturreformen im ÖPNV. Diskutiert wurden unter anderem die stabile Finanzierung, unternehmerische Freiräume, effizientere Vergabeverfahren sowie der Abbau von Bürokratie und überholten Denkmustern. In einem Punkt waren sich am Ende alle einig: Die Transformation des Nahverkehrs gelingt nur im engen Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Auftakt für langfristigen Dialog
Der ZNV Hauptstadtdialog von ZUKUNFT NAHVERKEHR hat deutlich gemacht: Der Reformwille ist da, die Herausforderungen sind erkannt – und das Timing ist günstig. Der Start einer neuen Legislaturperiode ist wie geschaffen dafür, konkrete Gespräche aufzunehmen, in den nächsten vier Jahren Ideen umzusetzen und konsequent auf greifbare Erfolge hinzuarbeiten.
Die nächste gemeinsame Veranstaltung der Initiative, der SZ Nachhaltigkeitsgipfel in München, steht bereits in den Startlöchern. Am 1. und 2. Juli werden dort erste Ergebnisse dieser Zusammenarbeit vorgestellt.