Wer die Zalando-Gründer Marc und Oliver Samwer, die inzwischen zu einen der größten deutschen Risikokapitalgeber aufgestiegen sind, von einem Investment in sein Vorhaben überzeugt hat, der muss ein sehr stimmiges Geschäftsmodell haben. Das ist bei Marius Lissautzki der Fall. Der CEO und Co-Founder der tink GmbH hat das Thema Smart Home erheblich vereinfacht: „Wir sorgen dafür, dass Kunden im Do-it-Yourself-Verfahren ihr eigenes smartes Heim einrichten können – ganz nach ihren Bedürfnissen“, sagt er und hat mit seinem mittlerweile 130-köpfigen Team eine Art Baukastensystem für die verschiedensten Bereiche der digitalen Wohnung entwickelt. „tink“ heißt das Portal, eine Mischung zwischen Hardware-Onlineshop, Beratungsunternehmen und Konfigurator verschiedener Smarthome-Apps, wie die von Samsung, Google oder Apple. „Es muss kein Handwerker hinzugezogen werden. Es soll so einfach wie möglich sein, so wie das Installieren eines drahtlosen Druckers. Wir wollen den Massenmarkt bedienen und nicht nur die Technik-Nerds“, beschreibt Lissautzki das Konzept. Funktionieren soll es so wie bei einer Märklin-Modelleisenbahn. „Man fängt einmal an und erweitert dann sukzessive um die Bereiche, die man will“, so der Unternehmer. Lissautzki vergleicht die Entwicklung bei Smart Home gern mit der in der Automobilindustrie. „Automatische Regelung des Klimas erfolgt in über 85 Prozent aller Fahrzeuge, in Wohnungen sind es gerade einmal über fünf Prozent.“
Mit seinem Onlineportal setzt tink sowohl auf Einzellösungen als auch komplexe Lösungen. „Man kann beispielsweise ein app-gesteuertes Türschloss aufmontieren, ohne dass der Zylinder gewechselt werden muss. Per Fernsteuerungen können dann Personen ins Haus gelassen werden, etwa Handwerker und Reinigungsunternehmen. „Das digitale Türschloss ist so sicher wie das Online-Banking“, sagt Daniel Gorr, CMO im Unternehmen. Zudem ist das Türschloss auch Mehrgenerationen-kompatibel: Die Tür kann auch noch wie bisher analog mit einem Schlüssel geöffnet werden. „Auf jeden Fall spart diese Lösung einen teuren Schlüsseldienst, wenn mal der Schlüssel verloren mal geht“, ergänzt Gorr.
Digitale Thermostate senken spürbar den Wärmeverbrauch
Trends spürt das Unternehmen sofort. Als im letzten Jahr das Thema Heizkosten und Energiesparen infolge des Ukrainekrieges aufkam, interessierten sich plötzlich viele Verbraucher für smartes Heizen. Im Sortiment waren smarte Thermostate mit einem Mal der Renner, die den durchschnittlichen Energieverbrauch um 28 Prozent senkten. „Es muss einfach nur das Ventil abgeschraubt und das Thermostat aufgeschraubt werden“, erklärt Daniel Gorr das Prinzip. „Aber viele Kunden haben Angst, dass dann Wasser aus den Leitungen kommt – was aber nicht der Fall ist.“ Marius Lissautzki ergänzt: „ Es muss nicht gleich die teure Wärmepumpe sein. Viele kleine, smarte Lösungen sorgen auch für eine Energieeinsparung.“
Der aktuelle Trend sind derzeit Balkonheizungen. Auch hier sieht Lissautzki eine Menge Verunsicherung in der Bevölkerung. „Aktuell können nur 600 Watt eingespeist werden – künftig werden es bis zu 800 Watt sein. Dann gibt es unterschiedliche Förderungen in den einzelnen Bundesländern. Das macht es nicht einfacher, die Menschen für Smart Home-Lösungen zu begeistern“, so Lissautzki. Zudem fehle es oft an Informationen, wie diese Balkonkraftwerke effektiv genutzt werden können, beispielsweise durch die zusätzliche Nutzung von Minispeicherzellen, als Reservelager der Sonnenenergie für dunkle Zeiten. Hier kommt die Beratung ins Spiel, die das Unternehmen inzwischen stark skaliert hat und viel mit Videos auf YouTube arbeitet. Um den Einbau der Technik so einfach wie möglich zu machen, arbeitet man mit wenigen, aber hochwertigen Anbietern zusammen, die auch einen entsprechenden Service garantieren können. Viel Aufklärungsarbeit ist nötig und aus diesem Grund kooperiert tink mit dem Energiekonzern Vattenfall oder die Deutschen Giganetz, die im Land Glasfasernetze errichtet. Beide Partner haben die Produkte von tink im Portfolio. Obwohl der Markt in Deutschland noch längst nicht ausgereizt ist, ist man bereits in Österreich, Belgien, Niederlanden und Schweden tätig und plant jetzt den Schritt nach England und Frankreich.