„Sich ständig pushen und körperlich auslasten – das ist die Triebfeder in mir“, erzählt Oliver Zeidler. Und sie treibt ihn wieder zu Höchstleistungen. Unvergessen: der 1. September 2019, ein Sonntag. Auf Bahn 3 der Regattastrecke Linz-Ottensheim in Österreich tritt der heute 25-Jährige zum WM-Finale im Rudern an. Er erinnert sich noch genau: „Du sitzt in deinem Einer, willst dich bewegen, deine Performance abrufen. Aber du musst warten. Gefühlt eine Ewigkeit.“ Langsam schwenken Fernsehkameras von Boot zu Boot, damit die Kommentatoren der Liveübertragung genügend Zeit haben, alle sechs Teilnehmer vorzustellen. Dann endlich das Startsignal. Oliver Zeidler rudert los.
Am Ufer tritt sein Vater Heino in die Pedale. Der Polizeibeamte ist sein Trainer. Auf dem Rad fährt er neben seinem Sohn her, beobachtet jeden Ruderschlag. Wird er gewinnen? Es bleibt spannend bis zum Schluss. Auf den letzten 500 Metern ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Dänen Sverri Nielsen. Oliver Zeidler hat die Augen geschlossen, beißt sichtlich fest die Zähne zusammen, gibt noch mal alles. Drei Hundertstelsekunden Vorsprung. Oliver Zeidler gewinnt. Er kann es nicht fassen, schüttelt den Kopf. Am Ufer reißt Vater Zeidler triumphierend den Arm in die Höhe. Oliver ist Weltmeister. Bis heute.
Der Wille, Grenzen zu überschreiten
und Neues zu wagen
Aber auf welches Zahnrad kommt es besonders an, welches ist das wirklich Entscheidende? Oliver Zeidler muss nicht lange überlegen: „Der Anspruch, der Beste sein zu wollen, und die Willensstärke, Grenzen zu überschreiten.“ Beides hat seine sportliche Karriere tief geprägt. Sie begann nicht auf dem Wasser, sondern im Wasser. Bis 2016 war Oliver Zeidler Schwimmer, sogar EM-Zweiter bei den Junioren und mehrmals Deutscher Meister. „Dann habe ich gemerkt, dass ich an meine Leistungsgrenzen gekommen war, und habe mit dem Wettkampfschwimmen aufgehört.“ Oliver Zeidler hat sich eine Herausforderung gesucht – zuerst im Beruf: Nach seiner Ausbildung zum Steuerfachangestellten bei Deloitte in München begann er ein duales Studium im Bereich Steuerrecht an der privaten FOM Hochschule für Ökonomie & Wirtschaft. Kurz danach packte ihn auch sportlich der Ehrgeiz wieder. In freien Stunden setzte er sich auf das Ruderergometer im Keller seines Elternhauses im bayerischen Erding. Anfangs ging es ihm nur darum, fit zu bleiben. Doch bald wollte er zeigen, dass er sein gutes Gespür fürs Wasser auch beim Rudern im Boot umsetzen kann. „Ich habe hohe Ansprüche an mich gestellt, aber gesehen, dass ich Talent habe. Jeder Fortschritt hat mich weiter angespornt und den Perfektionismus in mir geweckt. Ich wollte besser und besser werden.“ Letztendlich: der Beste.
Die Erfüllung beim
Ablesen der Zeit
Für jeden großen sportlichen Erfolg belohnt sich Oliver Zeidler mit einem anderen Meisterwerk der Uhrmacherkunst. Heute beim Training an der Regattastrecke in Oberschleißheim trägt er eine Royal Oak Offshore der Schweizer Haute-Horlogerie-Manufaktur Audemars Piguet. Das Gehäuse besteht aus Edelstahl und schwarzer Keramik. Als er sich umzieht und fertig fürs Büro macht, für seine Arbeit bei Deloitte, tauscht er sie gegen ein noch edleres Modell aus 18-Karat-Roségold aus derselben Kollektion. Was er an diesen Uhren so mag? „Das klassische Design, das ihnen einen sehr starken Wiedererkennungswert gibt, und ihren sportlichen Touch, der unter anderem durch die Kautschukarmbänder zum Ausdruck kommt. Ich kann sie zum Rudern genauso gut tragen wie im Job.“ Oliver Zeidler zeigt die Unterseite der Royal Oak Offshore. Ein Saphirglasboden offenbart den Blick auf einen Teil des Uhrwerks. „Man sieht, dass jede Menge Arbeit dahintersteckt, bis alle Zahnräder optimal ineinandergreifen, bis alles perfekt läuft. Ich weiß das zu schätzen“, sagt Oliver Zeidler. Und seine Worte erinnern an das Geheimnis seines Erfolgs, an das, was aus seiner Sicht einen Sieger vom Zweitplatzierten unterscheidet. Doch Oliver Zeidler denkt beim Blick auf seine Uhren an etwas anderes. „Sie erinnern mich immer daran, wofür ich sie mir leisten konnte. Das erfüllt mich viel mehr, als die Uhrzeit vom Handy abzulesen.“
Was, wenn der Tag
eine Stunde mehr hätte?
Aktuell arbeitet Oliver Zeidler an seiner nächsten Uhr. Er bereitet sich für die kommenden großen Wettkämpfe vor. Für die nächsten Weltmeisterschaftsrennen, die eigentlich dieses Jahr im Oktober in Shanghai hätten stattfinden sollen, aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurden, und für sein großes Ziel, 2024 bei den Olympischen Sommerspielen in Paris Gold im Einer zu holen. Aber Oliver Zeidler denkt auch an die Zeit nach dem Leistungssport. „Bei all den sportlichen Perspektiven verliere ich auch nie die beruflichen aus den Augen.“ Denn im Job hält er es wie beim Rudern: Er will sich stetig weiterentwickeln. Am besten hätte der Tag für Oliver Zeidler 25 Stunden. Und was, wenn es tatsächlich so wäre? Wofür würde er die eine Stunde mehr nutzen? „Vielleicht würde ich die Zeit einfach so runtertropfen lassen. Nichts tun. Oder öfter mal spazieren gehen …“ Oliver Zeidler macht eine kurze Pause. „Aber vermutlich würde ich sie doch eher fürs Training verwenden.“