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Das stille Leid der Kinder

29. November 2021 - 5 Min. Lesezeit

Zahlreiche Kinder finden in ihrer Familie weder Liebe noch Struktur, sind weitgehend auf sich alleingestellt. Durch die Coronapandemie haben die körperlichen und psychischen Belastungen noch zugenommen, nie waren so viele Kinder gefährdet wie jetzt. SOS-Kinderdorf bietet diesen Kindern eine Chance auf eine bessere Zukunft.

Janine* steht morgens alleine auf, zieht sich an, macht ihr Frühstück selbst. Janine ist erst sieben Jahre alt, wohnt bei ihrer Mutter mit ihrem Bruder. Doch die Mutter kann ihr offenbar nicht geben, was eine Siebenjährige braucht: Liebe, Zuwendung, Zärtlichkeit, Beistand – und Alltäglichkeiten wie Wäsche, Frühstück, Hilfe bei den Hausaufgaben oder eine Gute-Nacht-Geschichte zum Einschlafen. Wenn Janine morgens aus dem Haus zur Schule geht, schläft ihre arbeitslose Mutter meist noch. Sie selbst hat es auch nicht anders erlebt als Kind, weiß darum auch nicht, wie sie Nähe und Struktur an die eigenen Kinder weitergeben kann. Und auch sonst ist da niemand in der Familie, der den Kindern hilft. Bis Lehrer schon bald nach der Einschulung bemerken, dass Janine dringend Hilfe benötigt. Im Winter kommt sie zu dünn angezogen, sie ist oft ungepflegt, niemand hilft ihr offenbar bei ihrer Leseschwäche.

Wenn die Grundschülerin Janine auf dem Weg zur Schule ist, hat sie sich in der Regel selbst geweckt, ihre Kleidung ausgesucht, ihr Frühstück selbst zubereitet – ihre Mutter ist dazu bislang nicht in der Lage.

Wenn die Grundschülerin Janine auf dem Weg zur Schule ist, hat sie sich in der Regel selbst geweckt, ihre Kleidung ausgesucht, ihr Frühstück selbst zubereitet – ihre Mutter ist dazu bislang nicht in der Lage.

Fast noch schlimmer ist aber die seelische Vernachlässigung der Grundschülerin. Während der Corona-Zeit hat sie Albträume, fürchtet, ihre Mutter und ihren Bruder an die Krankheit zu verlieren. Doch mit ihrer Mutter will und kann sie darüber nicht sprechen. Es geht nicht nur Janine so, gerade während der Pandemie. Im zweiten Lockdown Ende 2020 litt fast jedes dritte Kind unter psychischen Auffälligkeiten. Noch nie waren so viele Kinder in Deutschland in ihrem Zuhause latent oder akut gefährdet wie im Jahr 2020: 60.551 Fälle hat das Bundesamt für Statistik erfasst. Jeder Fall eine eigene Leidensgeschichte, doch es gibt viele Gemeinsamkeiten. Vor allem Vernachlässigung und psychischer Missbrauch stiegen 2020 im Vorjahresvergleich deutlich an. In vielen Fällen kam noch körperliche Gewalt hinzu. Während der Lockdown-Phasen, als Schulen, Horte, soziale Einrichtungen für Jugendliche weitgehend geschlossen waren, fehlte den Kindern jeglicher Schutzraum, wenn es keine Sicherheit in der Familie gab. Während der Lockdowns fielen viele sozialen Kontakt und damit auch Kontrollen, beispielsweise durch Außenstehende, weg.

Die Lehrer organisieren Hilfe

Nur weil ihre Lehrer Janines prekäre Lage erkannt und sie in eine soziale Gruppe des SOS-Kinderdorfs vermittelt hatten, konnte ihr geholfen werden. Die soziale Gruppe ist ein Angebot in enger Abstimmung mit den Schulen, bei denen Kinder außerhalb ihrer Schule in Kleingruppen gezielt gefördert werden. Die Pädagogen der Gruppen erhalten zudem Einblicke in die Familien, organisieren bei Bedarf weitere Unterstützung. Außerdem erhalten die Kinder neue Impulse, finden Ansprechpartner und Hilfe für ihre Nöte. Solche Angebote sowie offene und ambulante Hilfen von SOS-Kinderdorf werden zum Teil staatlich finanziert – ein Großteil der Projekte ist jedoch nur über Spenden möglich.
* Hiervon ausgenommen sind 7.563 Aufnahmen minderjähriger Flüchtlinge nach unbegleiteter Einreise. Quellen: Statistisches Bundesamt Deutschland: Pressemitteilung Nr. 295 vom 24. Juni 2021 und Nr. 350 vom 21. Juli 2020
* Hiervon ausgenommen sind 7.563 Aufnahmen minderjähriger Flüchtlinge nach unbegleiteter Einreise. Quellen: Statistisches Bundesamt Deutschland: Pressemitteilung Nr. 295 vom 24. Juni 2021 und Nr. 350 vom 21. Juli 2020
  • Zehn Mal mehr Kinder als vor der Pandemie treiben keinen Sport mehr.
  • 71 Prozent der 7- bis 17-Jährigen fühlten sich im ersten Lockdown belastet, im zweiten Lockdown waren es 85 Prozent.
  • Das Risiko für psychische Auffälligkeiten ist von rund 18 Prozent vor Corona auf 31 Prozent während der Pandemie gestiegen.
  • Zehn Mal mehr Kinder als vor der Pandemie treiben keinen Sport mehr.
  • 71 Prozent der 7- bis 17-Jährigen fühlten sich im ersten Lockdown belastet, im zweiten Lockdown waren es 85 Prozent.
  • Das Risiko für psychische Auffälligkeiten ist von rund 18 Prozent vor Corona auf 31 Prozent während der Pandemie gestiegen.

Trotz dieser Verbesserungen ist die Corona-Zeit für Janine sehr schwierig: Bevor es grundlegende Verbesserungen im Leben der Siebenjährigen geben kann, wirft die Pandemie vieles durcheinander. Immerhin kann Janine noch in die Notbetreuung der Schule gehen. Doch der psychische Druck wächst. Bis eine Pädagogin der sozialen Gruppe das Leid erkennt und mit ihr und ihrer Mutter darüber zu Hause sprechen kann. In der Folge können sie einen Therapieplatz für die Grundschülerin sichern, die Mutter kann dazu überredet werden, das Angebot der ambulanten Familienhilfe zu nutzen. Viele Eltern, so offenkundig die Überforderung auch ist, wehren sich gegen Hilfe von außen. Es erscheint ihnen als Eingeständnis der eigenen Unzulänglichkeiten; sie scheuen auch den Kontrollverlust. Doch die ambulante Familienhilfe unterstützt Janines Mutter nicht nur bei Erziehungsfragen, Haushaltsorganisation und anderen alltäglichen Aufgaben. Ihre wichtigste Hilfe ist: Sie bringt erstmals wieder eine Struktur in den Familienalltag. „Die meisten Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind. Es ist wichtig, bei dieser Motivation anzusetzen, anzuerkennen, was die Eltern bislang geschafft haben und was gut läuft“, erläutert Holger Nickel. Nickel ist systemischer Familientherapeut vom SOS-Kinderdorf Lippe. „Mit dieser Grundlage kann man auch irgendwann Defizite überbrücken.“

Gemeinsam statt einsam: Kindern das Leben etwas unbeschwerter zu machen, sie Kind sein zu lassen, weil sich Erwachsene um sie kümmern, sie versorgen, Hilfe für Probleme haben – das ist Aufgabe und Ziel von SOS-Kinderdorf.

Gemeinsam statt einsam: Kindern das Leben etwas unbeschwerter zu machen, sie Kind sein zu lassen, weil sich Erwachsene um sie kümmern, sie versorgen, Hilfe für Probleme haben – das ist Aufgabe und Ziel von SOS-Kinderdorf.

Nickel weiß aber auch, dass es viel Geduld und Engagement brauchen wird. So auch bei Janine. Die Jahre der Vernachlässigung haben Spuren hinterlassen. Eine Chance auf eine bessere Zukunft wird Janine nur haben, wenn sie langfristige Unterstützung und gezielte Förderung erhält, wie sie SOS-Kinderdorf bieten.

* Name und Abbildung(en) und biografische Details wurden zum Schutz der Person geändert.

Quellen:
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: COPSY-Studie: Kinder und Jugendliche leiden psychisch weiterhin stark unter Corona-Pandemie; 10.02.2021