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An der Seite
der Geflüchteten

Trotz Pandemie und geschlossener Grenzen hat die Zahl der Schutzsuchenden 2020 einen Rekordwert erreicht. Zugleich wurden viele Geflüchtete zu unverzichtbaren Helfern bei der Corona-Bekämpfung. Auch in anderen Bereichen zeigt sich, wie wichtig Selbsthilfe und Solidarität in Krisenzeiten sein können.

Es ist ein dramatischer Höchststand: Ende vergangenen Jahres waren weltweit 82,4 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Damit hat sich die Zahl der Schutzsuchenden innerhalb von zehn Jahren nahezu verdoppelt, wie ein Bericht des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR zeigt. Angestiegen ist demnach vor allem die Zahl der Menschen, die als Binnenvertriebene in ihrem eigenen Land auf der Flucht sind. Sie wuchs um mehr als zwei Millionen auf 48 Millionen.

Vertriebene weltweit
2017
68,5
2018
70,8
2019
79,5
2020
82,4
80 Mio
60 Mio
40 Mio
20 Mio

„Hinter jeder dieser Zahlen steht ein Mensch, der aus seiner Heimat vertrieben wurde, und ein Schicksal von Flucht, Entwurzelung und Leid“, sagte der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, Filippo Grandi. „Jeder Einzelne verdient unsere Aufmerksamkeit und Unterstützung.“

Die Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen, sind vielschichtig. Kriege, Konflikte und politische Verfolgung wie in Afghanistan, Syrien, Myanmar, Venezuela oder Äthiopien sind die wichtigsten Ursachen. Verstärkt werden sie durch Hungersnöte, Extremwetterereignisse wie Dürren und Überflutungen sowie die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, die in vielen Ländern die Armut vergrößert hat.

Obwohl rund 160 Staaten im Vorjahr zur Eindämmung der Pandemie zwischenzeitlich ihre Grenzen schlossen, stieg der Zahl der Flüchtlinge, die im Ausland Schutz suchten, leicht auf 20,7 Millionen an. Unterschlupf finden die meisten in den Nachbarstaaten der Krisenländer. Während Deutschland mit gut 100 000 neuen Asylanträgen den seit Jahren niedrigsten Wert verzeichnete, leben fast neun von zehn Flüchtlingen in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen, etwa in Pakistan, Libanon, Uganda oder Kolumbien.

Herkunftsländer

Aufnahmeländer

Die fünf wichtigsten Herkunftsländer in 2020

  • Syrien
    6,7 Mio
  • Venezuela
    4 Mio
  • Afghanistan
    2,6 Mio
  • Südsudan
    2,2 Mio
  • Myanmar
    1,1 Mio

Die fünf wichtigsten Aufnahmeländer in 2020

  • Türkei
    3,7 Mio
  • Kolumbien
    1,7 Mio
  • Pakistan
    1,4 Mio
  • Uganda
    1,4 Mio
  • Deutschland
    1,2 Mio

Der UNHCR unterstützt die Aufnahmeländer bei der Unterbringung und Versorgung der Schutzsuchenden. Die Corona-Pandemie bleibt dabei eine besondere Herausforderung. Die meisten Flüchtlinge leben in Ländern, in denen der Zugang zu Impfstoffen gegen das Coronavirus weiterhin begrenzt ist. Der UNHCR organisierte im Vorjahr gemeinsam mit lokalen Partnern rund 7,2 Millionen Gesundheitsberatungen für Flüchtlinge und Mitglieder der Aufnahmegemeinden und half beim Aufbau von Krankenhäusern zur Behandlung von Covid-Patienten.

Auch geflüchtete Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und Freiwillige packen in der Pandemie mit an. Sie stellen Seife her, nähen Masken oder bereiten Essen für Bedürftige zu. Und sie klären über das Virus auf und versorgen Erkrankte.

Einsatz in der Pandemie: Die irakische Ärztin Lubab al-Quraishi half in den USA freiwillig in einer Corona-Teststation, inzwischen hat sie ihre Approbation als Ärztin erhalten. Albert Cova floh aus Venezuela ins Nachbarland Kolumbien und versorgt dort Patienten in einer Corona-Isolierstation

So wie Saidul Karim, der als Angehöriger der Rohingya 2017 aus Myanmar vertrieben wurde und nach Bangladesch floh. Dort engagiert sich Saidul als freiwilliger Gesundheitshelfer in einer Flüchtlingssiedlung. Zu Beginn der Pandemie zog er von Hütte zu Hütte und klärte die Familien über die neue Krankheit und die hohe Ansteckungsgefahr in dem beengten Lager auf. Weil es kaum Krankenhausbetten gibt, wurden Saidul und andere Helfer darin geschult, Geflüchtete mit einer Covid-19-Infektion zu Hause zu betreuen. „Ich denke, das ist die beste Arbeit, die ich zum Wohl meiner Gemeinde leisten kann“, sagt Saidul.

Im Kampf gegen das Coronavirus fehlt es vielerorts an medizinischem Personal. Auch wohlhabendere Staaten greifen deshalb auf das Wissen und die Fähigkeiten von geflüchteten Ärzten und Krankenpflegern zurück. Mehrere Bundesstaaten in den USA erleichterten Geflüchteten mit medizinischer Ausbildung während der Pandemie den Zugang zum Arbeitsmarkt und bauten bürokratische Hürden ab. Argentinien, Kolumbien, Frankreich und Großbritannien unternahmen ähnliche Schritte.

394 Mio

Menschen erhielten 2020 vom UNHCR zusätzliche Covid-Hilfen in Form von Schutzmasken, Unterbringung oder Bargeldhilfen.

Während die Potentiale vieler erwachsener Flüchtlinge nicht ausgeschöpft werden, droht eine neue Generation von Flüchtlingskindern den Anschluss zu verlieren. Fast 42 Prozent der weltweit Vertriebenen sind Mädchen und Jungen unter 18 Jahren. Bildung kann ihnen helfen, die Grundlage für eine bessere Zukunft zu schaffen. Aber aufgrund der Pandemie konnte zwischenzeitlich rund die Hälfte aller Flüchtlingskinder nicht zur Schule – und die Hälfte aller Flüchtlingsmädchen wird wohl auch nach Aufhebung der Beschränkungen nicht mehr zurückkehren.

Mahbooba Afghan wuchs in einer Flüchtlingsfamilie in Pakistan auf. Heute betreibt sie eine Schule für afghanische Kinder.

Bildung sei ein Grundbedürfnis, findet die 22-jährige Mahbooba Afghan. Sie wuchs als Tochter einer afghanischen Flüchtlingsfamilie in Quetta in Pakistan auf und stand schon oft kurz davor, die Schule abzubrechen. Weil ihr Vater seit einem Unfall gelähmt ist, musste sie mit Näh- und Stickarbeiten aushelfen, die Familie zu ernähren. Trotzdem schaffte sie ihren Abschluss und begann nebenher jüngere Flüchtlingskinder zu unterrichten. Inzwischen betreibt Afghan in ihrem Elternhaus eine kleine Schule für 50 afghanische Kinder.

1000000

Kinder wurden zwischen 2018 und 2020 als Flüchtlinge geboren.

„Wir Flüchtlinge sehnen uns danach, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Und wir haben viele Talente, die wir einbringen könnten.“— Mahbooba Afghan

„Ich bin froh, dass wir hier in Pakistan Schutz gefunden haben“, sagt Mahbooba Afghan. „Aber als Flüchtlinge haben wir mehr als nur Grundbedürfnisse. Wir sehnen uns danach, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, arbeiten und reisen zu dürfen. Und wir haben viele Talente, die wir einbringen könnten.“

Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der deutschen UNO-Flüchtlingshilfe, findet, in der Debatte um Geflüchtete kämen solche Perspektiven zu kurz. „Wir sollten mehr über Chancen reden und weniger über Ängste und Bedrohungen.“ Auch in Deutschland sieht er viel Positives im Umgang mit Geflüchteten. „Die Willkommenskultur, von der 2015 alle sprachen, gibt es noch immer“, sagt er. „Wir haben so viele Initiativen und Ehrenamtliche, die einen enormen Beitrag zur Versorgung und Integration von Geflüchteten in Deutschland leisten.“

Sorgen bereiten Ruhenstroth-Bauer die Ressentiments gegenüber Geflüchteten und ehrenamtlichen Helfern. „Man hat den Eindruck, dass das zunimmt. Aber es sind einfach die besonders Lauten, die sich abwertend über Geflüchtete äußern und in den sozialen Medien Hetze betreiben. Das ist nicht die Mehrheit der Menschen.“

„Die Willkommenskultur gibt es noch immer, aber Ressentiments gegenüber Geflüchteten und Helfern nehmen zu.“ — Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer UNO-Flüchtlingshilfe Deutschland

Die UNO-Flüchtlingshilfe ruft als deutscher Partner des UNHCR dazu auf, mit einer Unterschrift ein Zeichen für Mitmenschlichkeit und Solidarität zu setzen.. „Damit zeigen wir, dass wir mehr sind, die weltoffen und konstruktiv die Herausforderung angehen wollen“, sagt Ruhenstroth-Bauer. „Wir stehen an der Seite der Geflüchteten – und wollen sichtbar machen, dass sehr viele dieses Engagement unterstützen.“

#withrefugees

 

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