In der Nordsee soll der Offshore-Windausbau vorangetrieben werden
Veröffentlicht am 28.08.2023 | Zuletzt aktualisiert am 13.10.2023
Die Nordsee als ein großes europäisches Meer erstreckt sich über eine Fläche von 575.000 Quadratkilometern. Damit ist sie mehr als anderthalbmal so groß wie die gesamte Landfläche Deutschlands. Auch wenn sie für viele Deutsche vor allem im Sommer in erster Linie ein beliebtes Urlaubsziel und Sehnsuchtsort ist, spielt sie als Energiequelle das gesamte Jahr über eine wichtige Rolle. Auf hoher See weht in allen vier Jahreszeiten beständig der Wind. Dies machen sich viele Länder seit einigen Jahren zu Nutze und erzeugen mit Offshore-Windkraft immer größere Mengen erneuerbaren Strom.
In der Nordsee wird auch ein Großteil der deutschen Offshore-Windenergie erzeugt. Von etwa 8,1 Gigawatt installierter Offshore-Windenergieleistung im Jahr 2022 entfielen 7 Gigawatt auf die Nordsee. Das entspricht etwa 85 Prozent der gesamten deutschen Offshore-Windenergieleistung. Rechnerisch können die Windkraftanlagen in der deutschen Nordsee bereits heute etwa 2,5 Millionen Haushalte mit Strom versorgen.1 Doch nicht nur für Deutschland spielt der Ausbau der Windenergie in diesem Meer eine wichtige Rolle. Auch andere Länder, wie beispielsweise Dänemark, Großbritannien, die Niederlande oder Norwegen grenzen an die Nordsee und setzen zunehmend auf Offshore-Windenergie.
Damit Deutschland sein selbst gestecktes Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreicht, muss jedoch noch deutlich mehr Windkraft-Kapazität hinzugebaut werden, auch auf See. Die aktuelle Fassung des Windenergie-auf-See-Gesetzes sieht vor, dass bis zum Jahr 2030 insgesamt 30 Gigawatt Erzeugungsleistung auf See installiert sein sollen.2 In Deutschland kommen dafür nur Nord- und Ostsee infrage.
Die Energieerzeugung ist allerdings nicht der einzige Bereich, für den die Nordsee eine herausragende Bedeutung einnimmt. Viele Teile der Nordsee sind von großem ökologischem Wert und beherbergen eine vielfältige Meeresflora und -fauna. So befindet sich beispielsweise das größte zusammenhängende Wattgebiet der Welt, das Wattenmeer, in der Nordsee. Zudem ist von großer Bedeutung für die Fischerei, die Schifffahrt und den Handel. Auch der touristische Wert der Nordsee spielt für viele Anrainerstaaten eine wichtige Rolle. Bei allen Aktivitäten in der Nordsee ist es daher von großer Bedeutung, all diese Aspekte in Einklang mit den Zielen der Energieerzeugung zu bringen und die Kräfte der Anrainerstaaten zu bündeln.
Die Regierungen der Nordsee-Staaten haben erkannt, dass ein Interessenausgleich und gemeinsame Anstrengungen notwendig sind, um die Energiewende voranzutreiben. Am 24. April 2023 trafen sich daher die Regierungschefs der Niederlande, Luxemburg, Frankreich, Deutschland, Irland, Norwegen, das Vereinigten Königreich, Dänemark und die Präsidentin der Kommission der Europäischen Union (EU) in der belgischen Hafenstadt Ostende zum Nordsee-Gipfel. Während dieses hochrangigen Treffens zur Stärkung der energiepolitischen Zusammenarbeit haben die vertretenen Staaten eine gemeinsame Erklärung zum Offshore-Windausbau in der Nordsee unterzeichnet. Der Erklärung zufolge sollen bis 2030 120 Gigawatt und bis 2050 mindestens 300 Gigawatt Leistung aufgebaut sein. Mit den 300 Gigawatt installierter Offshore-Windkraftleistung ließe sich rechnerisch rund ein Drittel des derzeitigen Stromverbrauchs der EU decken.3 Laut Bundeskanzler Olaf Scholz kann die „Die Nordsee […] das größte Kraftwerk der Welt werden“.4
In Norwegen weiß man bereits seit Jahrzehnten um die Bedeutung der Nordsee für den Energiesektor. Das norwegische Energieunternehmen Equinor kennt das Meer wie die eigene Westentasche. Schon in den 1970er Jahren begannen unsere Nachbarn im Norden mit der Förderung von Erdgas und Erdöl in der Nordsee.5 Auch andere Nordsee-Anrainer wie das Vereinigte Königreich und die Niederlande nutzen die Vorkommen von Öl und Gas in der Nordsee schon lange zur Energiegewinnung.
Angesichts der ambitionierten Klimaziele gewinnt neben der Förderung fossiler Energieträger der Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere der Offshore-Windkraft, immer mehr an Bedeutung. Dass Equinor durch seine Historie bereits jahrzehntelange Erfahrung mit den teils widrigen Bedingungen in der Nordsee hat, kommt dem Unternehmen dabei zugute. Auch für Equinor ist ein Ausgleich der vielfältigen Interessen in der Nordsee ein wichtiges Anliegen. Der Schutz der Artenvielfalt und sensibler Meeresgebiete spielt für das Unternehmen bei der Entwicklung und dem Betrieb der Anlagen eine hervorgehobene Rolle.
Gemeinsam mit weiteren Partnern arbeitet Equinor am Bau und Betrieb des Dogger Bank-Windparks in der britischen Nordsee. Nach der vollständigen Fertigstellung wird er der größte Windpark der Welt sein. In Schottland wiederum hat das Energieunternehmen 2017 den ersten schwimmenden Windpark der Welt in Betrieb genommen. Die Technologieführerschaft in dieser sogenannten „floating offshore wind energy“ hat Equinor auch deshalb, weil es vorhandene Technologien aus der Öl- und Gasindustrie an die Erfordernisse einer Offshore-Windkraftanlage adaptieren konnte.
Damit in Zukunft die hochgesteckten Ziele im Bereich der Offshore-Windenergie in der Nordsee erreicht werden, ist technologischer Fortschritt von nicht unerheblicher Bedeutung. Denn die Leistung einzelner Anlagen muss weiter steigen, um den Energiebedarf Europas decken zu können. Kristian Holm, Wind Turbine Technology Manager bei Equinor, spricht aus Erfahrung: „Je größer die Windkraftanlagen werden, desto weniger werden benötigt, um die gleiche Energiemenge zu erzeugen. Innovationen bei den Rotorblättern haben hier eine große Rolle gespielt.“ Im Jahr 2004 betrug der Rotordurchmesser 107 Meter, für 2030 wird ein Durchmesser von über 230 Meter erwartet und bis 2050 könnte es in der Nordsee Anlagen mit einem Durchmesser von 350 Meter geben.6
Die Absichtserklärung für den Ausbau der Offshore-Windenergie des Nordseegipfels ist ein Meilenstein in Richtung Klimaneutralität in Europa. Wenn fortlaufend die Interessen verschiedener Anspruchsgruppen in der Nordsee ausbalanciert werden und Anstrengungen zum Ausbau der Erneuerbaren gebündelt werden, sind die ambitionierten Ausbauziele erreichbar.
Dieser Inhalt ist in Zusammenarbeit mit Equinor entstanden und beleuchtet den Beitrag des Unternehmens zur Energiewende. Mehr zu Equinors Aktivitäten im Bereich erneuerbare Energien erfahren Sie hier.
Quellen:
1 Basierend auf der Annahme, dass ein durchschnittlicher Haushalt 3.500 kWh Strom pro Jahr verbraucht.
2 Gem. § 1 (2) Windenergie-auf-See-Gesetz
3 Basierend auf der Annahme, dass 300 GW Offshore-Windenergieanlagen in der Nordsee mit einer Auslastung von etwa 45 % 1182,6 TWh Strom pro Jahr erzeugen. Bei einem europäischen Stromverbrauch von 3.711 TWh jährlich (IEA 2020 https://www.iea.org/regions/europe) entspricht das etwa einem Drittel.
3 Zitiert im Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/politik/international/windkraft-wie-die-nordsee-das-groesste-kraftwerk-der-welt-werden-soll/29112074.html
5 The North Sea: Europe`s Energy Powerhouse I Policy Center for the New South
6 Offshore wind turbine rotor diameter globally 2030 | Statista