Wie Mittelständler Investitionen in Nachhaltigkeit und Klima stemmen
Spätestens seit der jüngsten Weltklimakonferenz sollte jedem Unternehmer klar sein: An einer nachhaltigeren und insbesondere klimaschutzorientierteren Wirtschaftsweise führt kein Weg mehr vorbei. Wer das ignoriert, riskiert die Zukunftsfähigkeit seiner Firma.
Steigender politischer Druck, steigende Kundenanforderungen, steigender Handlungsbedarf: Mittelständler sind gut beraten, sich auf weitere Sanktionierungen sowie Kosten- und Wettbewerbsnachteile einzustellen, falls sie jetzt ihre Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise nicht entschlossen genug vorantreiben. Die jüngsten Hinweise darauf lieferte Mitte November die vielbeachtete UN-Klimakonferenz in Glasgow: Delegierte der mehr als zweihundert teilnehmenden Nationen fordern weltweit schnellere und verstärkte Klimaschutzanstrengungen.
Die Staaten seien aufgerufen, ihre Pläne für eine Abkehr von fossilen Energieträgern und die damit verbundene Dekarbonisierung zu stärken, heißt es in der Abschlusserklärung der „COP 26“. Die Regierungen sollen dafür bereits bis Ende 2022 sorgen. Also drei Jahre früher als bisher vorgesehen. „Jedes Land, jede Stadt, jede Firma, jede Finanzinstitution muss radikal, glaubwürdig und nachvollziehbar ihre Emissionen runterfahren“, mahnte UN-Generalsekretär António Guterres während der Veranstaltung. Anders sei das gemeinsame Ziel nicht zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.
Noch schnellere und größere Fortschritte beim Klimaschutz zu erreichen, hat sich vor kurzem auch die Europäische Union (EU) auf die Fahnen geschrieben, die sich international immer deutlicher als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit positioniert. Ihre Umweltstandards und Vorgaben gehören inzwischen weltweit zu den ambitioniertesten und sollen die europäische Industrie dazu bringen, ihr Produktportfolio auf hocheffiziente und CO2-arme Produkte hin umzubauen. Das Vorpreschen der EU beim Klimaschutz mit harten Treibhausgas-Reduktionszielen zwingt die europäische Wirtschaft zur schnellen Transformation Richtung Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz.
Diesen Wandel forciert die EU nicht nur, um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber kommenden Generationen gerecht zu werden. Vielmehr soll dies der EU-Wirtschaft mittelfristig auch einen Vorteil im Kampf um Marktanteile auf dem schnell wachsenden Weltmarkt für nachhaltige Produktionsverfahren und Geschäftsmodelle verschaffen. Indem sie etwa Unternehmen dazu animiert, Klimaschutztechnologien zu entwickeln, die weltweit vermarktet werden können.
So soll etwa mit dem von der EU-Kommission vorgeschlagenen „Green Deal“, den der Europäische Rat mit dem Ende Juli 2021 beschlossenen „Europäischen Klimagesetz“ angenommen hat, der CO2-Ausstoß bis 2030 nun um 55 Prozent reduziert werden – statt bisher 40 Prozent – und bis 2050 soll Europa klimaneutral sein. Dieses Vorhaben erfordert umfassende Maßnahmen in allen Wirtschaftssektoren: Als marktwirtschaftliches Instrument mit großer Effizienz steht vor allem eine Schärfung des CO2-Zertifikate-Handels der EU (EU-ETS) im Mittelpunkt. So soll die zur Verfügung stehende CO2-Zertikatemenge deutlich reduziert werden.
Der dadurch zu erwartende, beschleunigte Anstieg des europäischen CO2-Zertifikatepreises zwingt so beispielsweise Maschinen- und Anlagenbauer, ihre Lösungskompetenz im Hinblick auf Nachhaltigkeit stetig weiter zu entwickeln. Auch im Dienstleistungssektor sollen die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle auf Nachhaltigkeit ausrichten. Unterstützt durch teils großzügige staatliche Subventionen – etwa wie von Deutschland im Gebäude- und Verkehrssektor – hofft die Politik, dass sich die Vorreiterrolle der EU auch hier an künftig steigenden Exporten von europäischer Umwelttechnik und Dienstleistungen niederschlägt.
Mittelständler unter Handlungsdruck
Handlungs- und Investitionsbedarf sehen Experten aber nicht nur bei Unternehmen aus Sektoren, die von steigenden Exportchancen ihrer Waren- und Dienstleistungen profitieren könnten, sondern bei sämtlichen Firmen: „Die ökologische Erneuerung kann nur dann gelingen, wenn sich möglichst alle Bürger und Unternehmen am Umbau beteiligen und auch davon profitierten“, ist etwa Helmut Schleweis überzeugt, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Die Sparkassen-Finanzgruppe als größter Finanzierer des Mittelstandes hierzulande werde dazu ihren Beitrag leisten und alle Firmenkunden auf ihrem Transformationspfad begleiten.
Erfreulich ist, dass auch die Unternehmen selbst das Thema Nachhaltigkeit mehrheitlich positiv bewerten, wie etwa aus der aktuellen „Diagnose Mittelstand 2021“ hervorgeht – einer jährlichen repräsentativen Erhebung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands zur aktuellen Lage der mittelständischen Unternehmen hierzulande. Demnach berichten beispielsweise zwei Drittel der befragten Finanzierungsexperten der Sparkassen, dass ihre Firmenkunden den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft eher als Chance begreifen. Lediglich für rund 20 Prozent überwögen dagegen die Risiken und 17 Prozent seien noch unentschlossen.
Diese optimistische Einschätzung hat gute Gründe: Wenn ein Unternehmen jetzt etwa in ein nachhaltigeres Energiemanagement investiert, dann profitiert es nicht nur langfristig von einem besseren Image, das dazu beiträgt, die Wettbewerbsfähigkeit seiner Angebotspalette zu sichern. Schließlich spielen für immer mehr Kunden Nachhaltigkeitsaspekte eine entscheidende Rolle beim Kauf von Produkten und Dienstleistungen. Gleichzeitig macht sich ein optimierter Energieverbrauch auch kurzfristig in barer Münze bezahlt: Studien zufolge können Firmen beispielsweise allein durch eine energetische Sanierung ihre Energiekosten im Schnitt um mehr als 20 Prozent reduzieren.
Damit Mittelständlern die ökologische Erneuerung gelingt, können sie die umfassende Expertise der Sparkassen-Finanzgruppe nutzen:
„Wir finanzieren nicht nur dort, wo heute schon Grün drin ist. Wir engagieren uns auch dort, wo die ökologische Transformation erst noch gelingen muss“, sagt DSGV-Chef Schleweis.
Das Leistungsangebot der Sparkasse-Finanzgruppe beinhaltet nicht nur eine große Bandbreite integrierbarer Finanzierungslösungen, sondern umfasst auch die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle - sowie die Beratung in Sachen effizientem, ressourcenschonenden Arbeiten: eine maßgebliche Komponente im Rahmen der nachhaltigen Transformation, die für jedes Unternehmen relevant ist.
Um Mittelständler beispielsweise dabei zu unterstützen, ihr Unternehmen energieeffizient zu modernisieren und gleichzeitig ihre ökologische Verantwortung aufgrund des Klimawandels wahrnehmen zu können, orientieren sich die Sparkassen-Experten an einer eigens entwickelten, umfangreichen Checkliste. Sie umfasst fünf übergeordnete Schritte: Professionelle Energieberatung nutzen. In Energiemanagement investieren. Die größten Eisparpotenziale identifizieren. Einsparpotenziale im Arbeitsalltag nutzen. Finanzierungsmöglichkeiten ausschöpfen.
Checkliste: Wie Unternehmen ihr Energiemanagement nachhaltiger ausrichten
Schritt 1 – Professionelle Energieberatung:Wie kann ein Unternehmen Energie einsparen? Das unterscheidet sich von Firma zu Firma. Professionelle Energieberater analysieren die besten Methoden, mit denen sich einfach und kostengünstig die Energiebilanz verbessern lässt. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert die Energieberatung mit einem Zuschuss. Der Energieberater erstellt eine Bestandsaufnahme des derzeitigen Energieverbrauchs. Auf dieser Grundlage empfiehlt er Maßnahmen zur Energieeffizienz und gibt einen Überblick über die Kosten. Qualifizierte Energieberater sind in der Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes aufgeführt.
Schritt 2 – In Energiemanagement investieren: Der Aufbau eines professionellen Energiemanagementsystems zahlt sich schon für kleine und mittlere Unternehmen aus. Es sorgt für eine transparente und systematische Erfassung der Energieverbräuche und -kosten im Unternehmen. Darauf basierend lassen sich kontinuierlich der Energieverbrauch senken – und gleichzeitig die Kosten besser im Griff behalten.
Schritt 3 – Die größten Einsparpotenziale identifizieren: In einer Reihe von Unternehmensbereichen lässt sich laut der Deutschen Energie-Agentur in der Regel besonders viel einsparen. Informationstechnologie: 75 Prozent Einsparpotenzial. Mit der Digitalisierung steigt der Bedarf an Informationstechnologie. Damit einher geht ein erhöhter Stromverbrauch, etwa für Kühlanlagen für neue Rechenzentren. Allerdings gibt es Möglichkeiten, den Energieverbrauch im großen Umfang zu senken.Wichtige Maßnahmen sind etwa die IT-Systeme an den tatsächlichen Bedarf anzupassen oder bei der Anschaffung neuer Geräte auf die Energieeffizienz der Modelle zu achten.
- Beleuchtung
- 70 Prozent Einsparpotenzial. Büros, Produktionshallen oder Außenanlagen – Beleuchtungssysteme kommen überall zum Einsatz. Eine Modernisierung der Anlagen rentiert sich besonders schnell bei alten Anlagen. Der Wartungsaufwand sinkt.
- Gebäude
- 60 Prozent Einsparpotenzial. Wärmeversorgung, Außenwände, Verglasungen und Rolltore – in einem Firmengebäude lässt sich viel Energie sparen. Besonders große Wirkung entfalten die einzelnen Modernisierungen, wenn sie als Gesamtkonzept gedacht werden. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört etwa die Wärmeversorgung an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Kesselanlage, Verteilnetz und Wärmeübergabestationen zu modernisieren. Die Dämmung von Außenwänden und der Einbau energieeffizienter Fenster. Auch sollte der Einsatz erneuerbarer Energien oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen geprüft werden.
- Druckluft
- 50 Prozent Einsparpotenzial. Nahezu jeder Betrieb im verarbeitenden Gewerbe benötigt Druckluft. Ob als Transportmedium oder bei der Herstellung von industriellem Vakuum, Druckluft kostet. Maßnahmen zur Energieeffizienz der Druckluftanlagen versprechen eine hohe Rendite.
- Prozesswärme
- 30 Prozent Einsparpotenzial. Prozesswärme fordert den größten Anteil des industriellen Energieverbrauchs. Kesselanlagen, Trocknungsprozesse und Brennöfen benötigen hohe Temperaturen und damit eine hohe Energiezufuhr. Besonders effektiv Energie einsparen lässt sich hier etwa durch Investitionen in die systematische Nutzung von Abwärme und Wärmespeicher oder den Einsatz.
- Pumpen
- 30 Prozent Einsparpotenzial. Prozesswärme fordert den größten Anteil des industriellen Energieverbrauchs. Kesselanlagen, Trocknungsprozesse und Brennöfen benötigen hohe Temperaturen und damit eine hohe Energiezufuhr. Besonders effektiv Energie einsparen lässt sich hier etwa durch Investitionen in die systematische Nutzung von Abwärme und Wärmespeicher oder den Einsatz.
- Lüftungstechnik
- 25 Prozent Einsparpotenzial. Belüftungsanlagen sind in jedem Unternehmensbereich im Einsatz – umso wichtiger, ein energieeffizientes System zu wählen. Dazu gehört etwa auf zeitgemäße Ventilatoren und Motoren mit hohem Wirkungsgrad zu setzen und Wärmerückgewinnung zu nutzen.
Schritt 4 – Einsparpotenziale im Arbeitsalltag nutzen: Nicht nur mit aufwändigen Maßnahmen lassen sich Energie und Kosten senken: Schon ein Vergleich der Stromanbieter lohnt sich. Trotz steigender Strompreise sorgt die Konkurrenz auf dem Markt für unterschiedliche Angebotspreise. Auch das Nutzerverhalten der Belegschaft wirkt sich immens auf den Stromverbrauch aus. Ob das Vermeiden des Standby-Modus, eine intelligente Einstellung der Heizung oder Stoßlüften statt stundenlang offenstehende Fenster – schon kleine Verhaltensänderungen haben insgesamt erhebliche Auswirkungen auf den Energieverbrauch.
Schritt 5 – Vielfältige Finanzierungsmöglichkeiten nutzen: Nicht nur bei der Modernisierung des Energiemanagements gilt: Sobald feststeht, in welchen konkreten Bereichen und in welchem Umfang ein Unternehmen investieren sollte, um seine Nachhaltigkeitsziele erreichen zu können, helfen die Sparkassen-Berater bei der Entwicklung des passenden Finanzierungsmix‘.– individuell zugeschnitten für jedes Unternehmen.
Maßgeschneiderte Finanzierungskonzepte nutzen
Die Bestandteile des Finanzierungsmix‘, mit dem Investitionen für die nachhaltige Transformation im Mittelstand gestemmt werden können, umfassen zum einen klassische Finanzierungen. Dazu gehören auch spezielle, zweckgebundene Sonderkredite, wie sie etwa von verschiedenen Sparkassen angeboten werden. Damit können Kreditnehmer unkompliziert und schnell in das investieren, was ihr Unternehmen bei seinen Nachhaltigkeits-Bemühungen am drängendsten benötigt – neben Energieeffizienz zum Beispiel auch in Digitalisierungsvorhaben, Schulungen oder Beratungsleistungen oder Projekte mit Netzwerkpartnern der Sparkassen-Finanzgruppe und vieles mehr.
Berücksichtigt werden sollten im Finanzierungsmix jedoch auch alternative Finanzierungsarten, um den eigenen Handlungsspielraum zu vergrößern – etwa Leasing, Sale-and-lease-back oder Factoring. Zudem kann die Einbindung staatlicher Förderungen gerade für viele mittelständische Unternehmen den Finanzierungs-Mix sinnvoll ergänzen und abrunden. Grundsätzlich unterstützen Förderkredite Unternehmen nicht nur bei ihrer Gründung, sondern auch bei Modernisierungs- und Weiterentwicklungsvorhaben.
So fördern die Sparkassen ihre Firmenkunden im Bereich „Energie und Umwelt“ in Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Wer künftig beispielsweise energieeffizienter wirtschaften will, um den Auswirkungen der politisch forcierten steigenden Preise für CO2-Zertifikate entgegenzuwirken, kann mit dem Förderkredit zur „Energieeffizienz und Prozesswärme aus Erneuerbaren Energien in der Wirtschaft“ bis zu 25 Millionen Euro pro Vorhaben und bis zu 55 Prozent Tilgungszuschuss erhalten.
Für größere Unternehmen kommt das Produktsegment der „ESG-Finanzierungen“ hinzu. Das Besondere an ESG-Finanzierungen ist, dass die Konditionen an das Erreichen bestimmter Nachhaltigkeitsziele gekoppelt sind, die auf dem sogenannten drei-Säulen-Modell basieren. Das „E“ für Environment steht hierbei etwa für Umweltverschmutzung oder -gefährdung, Treibhausgasemissionen oder Energieeffizienzthemen. Social („S“) beinhaltet Faktoren wie Arbeitssicherheit und gesellschaftliches Engagement. Unter Governance („G“) wird eine nachhaltige Unternehmensführung verstanden. Verbessert sich die Nachhaltigkeitsperformance, sind niedrigere Finanzierungskosten die Folge.
Fazit: Die Transformation hin zu einer nachhaltigeren und insbesondere klimaschutzorientierteren Wirtschaftsweise gewinnt für sämtliche Unternehmen künftig noch weiter an Bedeutung. Damit diese große organisatorische und gerade für Mittelständler auch finanzielle Herausforderung gelingt, stehen die Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe ihren Kunden mit einem umfassenden Leistungsangebot jederzeit unterstützend zur Seite.
Weiterführende Informationen, wie die Sparkasse sie beim Thema Nachhaltigkeit unterstützt, erhalten Sie hier.
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