Mit Digitalisierung gegen das Ende des Konjunkturbooms wappnen
Solange die Wirtschaft rundläuft, blenden viele Firmenchefs die Notwendigkeit zur digitalen Transformation ihres Unternehmens aus. Beim absehbaren nächsten Konjunkturabschwung kann das verheerende Folgen haben.
Quelle: Sparkasse
Es ist ein trügerischer Boom, der viele Unternehmen zur Sorglosigkeit verleitet: Trotz zunehmender Brexit-Unsicherheit, ungelöster Handelskonflikte und weiterer Gefahren für die wirtschaftliche Entwicklung sind die Orderbücher in Deutschland noch prall gefüllt. Das Auftragspolster der Industrie legte zum Jahreswechsel sogar einen Tick weiter zu, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Dennoch sollten sich Firmenchefs nicht in falscher Sicherheit wiegen. Denn gleichzeitig mehren sich die Anzeichen dafür, dass der langfristige Konjunkturaufschwung seinen Höhepunkt überschritten hat – und ihm in den kommenden Monaten die Luft auszugehen droht.
Gerade für Mittelständler kann diese Gemengelage in existenzielle Probleme münden: Weil viele Entscheider Investitionen in Digitalisierung auf die lange Bank schieben – und so ihre Zukunftsfähigkeit riskieren. Denn wenn Unternehmen nicht rechtzeitig das Potenzial digitaler Transformation heben, mangelt es ihnen ausgerechnet im sich eintrübenden makroökonomischen Umfeld an dann dringend benötigten Effizienzgewinnen und zusätzlichen Erlösquellen.
Hintergrund: Das globale Wirtschaftsklima hat sich im ersten Quartal 2019 laut dem Münchner Ifo-Institut so stark abgekühlt wie seit über sieben Jahren nicht mehr. „Die Weltkonjunktur schwächt sich zunehmend ab“, warnt Ifo-Präsident Clemens Fuest. Besonders stark betroffen sind die Industriestaaten. So trübte sich die Stimmung in der hiesigen Wirtschaft bis Februar sechsmal in Folge ein. „Die deutsche Konjunktur bleibt schwach“, konstatiert Fuest.
Auch andere Beobachter schlagen Alarm. So haben die Volkswirte des Internationalen Währungsfonds (IWF) ihre Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum 2019 eingedampft - von 1,9 auf 1,3 Prozent. Zahlreiche Ökonomen zeigen sich noch pessimistischer: Selbst eine Rezession schließen sie inzwischen nicht mehr aus und taxieren das Risiko hierfür auf bis zu 40 Prozent.
Weil der makroökonomische Gegenwind zunimmt, ist es Experten zufolge höchste Zeit, dass Unternehmen ihre Digitalisierung nun konsequent vorantreiben. Denn Digitalisierung bietet zwei maßgebliche Hebel, um die Widerstandskraft der eigenen Firma in konjunkturell fordernden Großwetterlagen entscheidend zu verbessern.
So ermöglicht sogenannte „interne Digitalisierung“ mit Hilfe von IT-gestützter Automatisierung die Effizienzsteigerung von Prozessen innerhalb eines Betriebes. Kosten und Ressourceneinsatz sinken durch den Einsatz moderner Hard- und Software, die Vorlaufzeiten für die Erstellung von Produkten und Dienstleistungen werden verkürzt. In der Autozulieferindustrie beispielsweise verfolgt interne Digitalisierung das Ziel, die Herstellungskosten je Bauteil zu reduzieren – bei anhaltend hoher Individualisierungsmöglichkeit. Dafür wird die Fertigung mit Industrie-4.0-Lösungen optimiert.
Bei der „externen digitalen Transformation“ geht es dagegen erstens darum, Kundenbindung durch ein verbessertes Kundenerlebnis und datenbasierte Nutzeranalysen zu erhöhen. Zweitens verfolgt sie das Ziel, den Geschäftsumsatz zu steigern, indem das Angebotsportfolio eines Unternehmens um neu entwickelte digitale Produkte und Dienstleistungen erweitert wird. Gerade hier erscheint das Potenzial für Firmen gewaltig: So werden nach Einschätzung des Markforschungsunternehmens IDC allein bis zum Jahr 2022 rund 60 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts mit digitalen Produkten und Services erwirtschaftet werden.
Trotz dieser Chancen tun sich vor allem mittelständische Unternehmen mit dem Thema Digitalisierung weiterhin schwer. Darauf deuten zahlreiche Untersuchungen hin – etwa eine aktuelle Studie des deutschen Digitalverbandes Bitkom von 2018: Demnach attestieren sich 58 Prozent der Mittelständler in puncto digitale Transformation einen Nachholbedarf. Bedenklicher noch: Laut einer aktuellen Erhebung des Germeringer Software-Spezialisten Step Ahead verfügt nicht einmal jeder fünfte mittelständische Betrieb über eine klar definierte Digitalisierungsstrategie. Mehr als 40 Prozent der befragten Firmen haben zudem kein festes Jahresbudget zur Finanzierung ihrer digitalen Transformation vorgesehen.
Dies liegt maßgeblich daran, dass digitale Transformation in der Regel kapitalintensiv ist. Die Finanzierung aus Eigenmitteln kann somit schnell an ihre Grenzen stoßen. Solange die Geschäfte in konjunkturellen Boomphasen wie derzeit noch rundlaufen, zögern Entscheider daher die benötigten Investitionen oft immer weiter hinaus. Leasing kann da bei der Finanzierung von Digitalisierungs-Vorhaben eine attraktive Lösung für Mittelständler sein. Angeboten wird es beispielsweise von Sparkassen. Üblich ist es etwa bei der Finanzierung umfangreicher Softwareprojekte. Erst mit dem erfolgreichen Go-live des neuen IT-Systems werden hier die individuell festgelegten Leasingraten fällig.
Rendite-Quelle Sharing Economy
Künstliche Intelligenz